Cannabis-Vereine beantragen Lizenzen Wenn der Social Club auf deutsche Bürokratie trifft
Die sogenannten Cannabis Social Clubs können jetzt Anbaulizenzen beantragen. Viele Bundesländer haben aber erst kurzfristig Zuständigkeiten benannt. Und das ist nicht die einzige Hürde für die Mitglieder.
In dem kleinen Gewächshaus sind die ersten Pflanzen schon bald erntereif. Malin Eisenhauer vom Cannabis-Club "Pot Pals" untersucht die Cannabis-Blüten mit einer Lupe, schaut nach Struktur, Farbe und Konsistenz. Bisher waren die Pflanzen nur legal für den Eigenbedarf, drei Stück pro Person. Daran haben sich auch die sieben Männer von "Pot Pals" gehalten.
Unklare Zuständigkeiten
Eigentlich hätten sie gerne schon mit einer eigenen großen Farm losgelegt und Cannabis für ihre Mitglieder produziert. Noch hat das Land Baden-Württemberg aber den großflächigen Anbau nicht genehmigt. Die Antragsstellung ist kompliziert, sagt Joshua Zimmermann von "Pot Pals": "Das Problem sind die Ansprechpartner. Also keiner weiß so richtig, wer dafür zuständig ist. Erst vor wenigen Tagen hat sich geklärt, dass das Regierungspräsidium in Freiburg für uns zuständig ist."
Die Vergabe von Anbaulizenzen sowie die Kontrolle der Cannabis Social Clubs ist föderal geregelt, jedes Bundesland kann also selbst die Zuständigkeiten festlegen. Doch Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland hatten das bis zum Stichtag am 1. Juli noch immer nicht veröffentlicht. In den übrigen 14 Bundesländern sind die Ansprechpartner ganz unterschiedlich.
In Baden-Württemberg entscheidet das Regierungspräsidium Freiburg über die Genehmigungen zum Anbau, in Rheinland-Pfalz ist es das Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung. In Berlin sowie Nordrhein-Westfalen sollen sich übergangsweise die Bezirksämter darum kümmern.
Bisher durften Pflanzen nur für den Eigenbedarf angebaut werden, jetzt ist es in sogenannten Social Clubs möglich.
"Learning by doing"
Für Manfred Lucha, Sozialminister in Baden-Württemberg, nichts Ungewöhnliches. Schließlich müsse eine ehemals illegale Droge so reguliert werden, dass alle zufrieden seien. "Das ist ein klassisches Beispiel von learning by doing. Faktisch wie auch in der Erfahrung", erklärt der Grünen-Politiker gegenüber tagesschau.de. Sein Ministerium habe sich in den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten gut vorbereitet.
Für die Mannheimer "Pot Pals" und alle anderen Cannabis Social Clubs ist das nur ein unzureichender Erklärungsversuch. Bis zu drei Monate müssen sie jetzt noch auf die Entscheidung der jeweiligen Behörde warten.
Skepsis in der Gesellschaft
Das ist nicht die einzige Hürde, die die Clubs nehmen müssen. Denn auch in der Gesellschaft gibt es nach wie vor Skepsis. Monatelang haben die Mannheimer eine Halle zum Anbau gesucht. "Das Thema ist ganz neu in der Gesellschaft. Das muss sich erst mal integrieren", sagt Malin Eisenhauer. Die Bereitschaft von Vermietern, sich auf Cannabis-Clubs einzulassen, sei gering. Man müsse immer viel Überzeugungsarbeit leisten.
Auch deshalb informiert der Club regelmäßig über seine Arbeit und versucht Vorurteile abzubauen. Werbung ist ihnen allerdings seit dem 1. Juli gesetzlich verboten.
Club-Cannabis frühestens im Frühjahr 2025
Viele Hürden für den Mannheimer Social Club, der trotzdem nicht aufgeben will. Sie wollen helfen, den gefährlichen Schwarzmarkt auszutrocknen. "Wir wollen das alles qualitativ hochwertig machen, dass Mannheim auf jeden Fall Qualität zu bieten hat", sagt Joshua Zimmermann. Statt beim Dealer um die Ecke könnten Konsumenten dann staatlich kontrolliertes Cannabis im Club abholen.
Bis der Club das selbst angebaute Gras an seine Mitglieder abgeben kann, wird es aber noch dauern. Denn die letzten bürokratischen Hürden dürften erst im Frühjahr 2025 genommen sein.