Anti-Terror-Einsatz im Ruhrgebiet Keine Giftstoffe bei Durchsuchung gefunden
Nach der Festnahme eines Terrorverdächtigen in Castrop-Rauxel ist die Durchsuchung der Wohnung abgeschlossen. Dort gab es keine Hinweise auf Giftstoffe. Bundesinnenministerin Faeser warnt vor einer anhaltenden Gefahr durch islamistischen Terror.
Ermittler haben in der Nacht im Ruhrgebiet einen Mann wegen möglicher Anschlagspläne festgenommen und dessen Wohnung durchsucht. Dabei wurden keine Giftstoffe gefunden, wie die Düsseldorfer Generalstaatsanwaltschaft bekannt gab. Die Ermittler hätten aber Speichermedien beschlagnahmt. Diese müssten nun ausgewertet werden, so Oberstaatsanwalt Holger Heming.
Der Iraner wird verdächtigt, sich Cyanid und Rizin beschafft zu haben. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul erklärte nach dem Einsatz, es habe "einen ernstzunehmenden Hinweis" gegeben, "der die Polizei dazu veranlasst hat, noch in der Nacht zuzugreifen".
Vorbereitung eines islamistisch motivierten Terroranschlags
Neben dem 32-Jährigen war in der Nacht auch sein Bruder in der Wohnung festgenommen worden, sagte eine Polizeisprecherin. Laut Heming wird noch geprüft, ob es bei ihm einen Zusammenhang mit den Vorwürfen gibt.
Medienberichten zufolge ermittelt das Bundeskriminalamt bereits seit mehreren Tagen in dem Fall. Laut der "Bild" soll ein "befreundeter Geheimdienst" die deutschen Sicherheitsbehörden über die Anschlagsgefahr mit einer chemischen Bombe gewarnt haben.
Rizin wird als Kriegswaffe eingestuft
Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte waren mit einem Großaufgebot vor Ort. Weil Cyanid und Rizin hochgiftig sind, wurden die Beweisstücke in blauen Fässern zu einer speziellen Untersuchungsstelle gebracht.
Laut einem Bericht der "Bild" waren wegen der biologisch-chemischen Gefahren für die Einsatzkräfte auch Mitarbeiter des RKI als Berater vor Ort. Auch mehrere Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes und ein Entschärferkommando seien im Einsatz gewesen.
Rizin wird laut dem Robert Koch-Institut (RKI) in der Kriegswaffenliste unter "Biologische Waffen" aufgeführt. Je nach Art der Aufnahme verläuft die Vergiftung tödlich - und zwar bereits nach 36 bis 72 Stunden. Cyanid ist ebenfalls hochgiftig, bereits kleinste Mengen wirken bei Menschen tödlich.
Faeser warnt vor islamistischem Terror
Bundesinnenministerin Nancy Faeser warnte angesichts der Festnahme vor einer anhaltenden Bedrohung durch islamistischen Terror. "Deutschland steht weiterhin im unmittelbaren Zielspektrum islamistischer Terrororganisationen", erklärte die SPD-Politikerin in Berlin. Islamistisch motivierte Einzeltäter seien eine weitere erhebliche Gefahr. "Unsere Sicherheitsbehörden rechnen deshalb jederzeit mit Vorbereitungen für einen Anschlag", ergänzte sie. Seit dem Jahr 2000 hätten die Sicherheitsbehörden 21 islamistische Anschläge verhindert.
Auch der Terrorismusexperte Peter Neumann sieht die möglichen Anschlagspläne als Beleg dafür, dass die islamistische Bedrohung in Deutschland nach wie vor besteht. "Diese Bedrohung ist geringer als vor sechs oder sieben Jahren, aber sie existiert nach wie vor. Das darf man nicht vergessen", sagte der Professor am King's College in London bei der Klausur der CSU-Bundestagsabgeordneten im bayerischen Kloster Seeon.