Verbandspräsident schlägt Alarm Fiebersenkende Mittel für Kinder knapp
Einige Medikamente für Kinder und Jugendliche sind derzeit knapp. Ein Grund sind Lieferengpässe bei Mitteln aus China und Indien. Der Verbandspräsident der Kinder - und Jugendärzte fordert die Bundesregierung auf zu handeln.
Angesichts der Lieferschwierigkeiten bei Fiebersaft und anderen Präparaten für junge Patienten haben Kinderärzte in der aktuellen Krankheitswelle Sofortmaßnahmen der Bundesregierung gefordert. "Wir erleben eine sehr hohe Nachfrage nach fiebersenkenden Medikamenten wie Ibuprofen oder Paracetamol, weil derzeit extrem viele Kinder erkrankt sind", sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, der Düsseldorfer Zeitung "Rheinische Post".
Es sei ein Armutszeugnis, dass so simple Medikamente wie ein Fiebersaft häufig nicht mehr verfügbar sind. Die Regierung müsse sich um die Beschaffung kümmern, so Fischbach.
Lieferengpass bei Medikamenten aus Indien und China
Fischbach berichtete von "verzweifelten Eltern", die in den Praxen vorstellig würden. "Es gibt zu wenige Anbieter solcher Mittel, weil die Festpreisregelung bei uns zu einem Abwandern der Produktion in Billiglohnländer wie Indien und China geführt hat", sagte der Kinderarzt. "Dort gibt es nun Lieferkettenprobleme, was wiederum zu Lieferengpässen führt."
Auch bei manchen Medikamenten für Erwachsene hatte es zuletzt Lieferengpässe gegeben. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will als Reaktion das Vergaberecht ändern. Ziel sei, Lieferketten breiter anzulegen, damit die Abhängigkeit von einzelnen Herstellern abnimmt, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums Ende November.
Verbandspräsident fordert Beschaffungsaktion
Die Situation sei trotz vorhandener Instrumente zu Ausweichpräparaten bei Engpässen unbefriedigend. Lauterbach hatte dem ARD-Hauptstadtstudio gesagt, die Krankenkassen sollten nicht länger gezwungen sein, Medikamente und Wirkstoffe dort einzukaufen, wo sie am billigsten sind.
Die von der Bundesregierung vorgestellten Pläne für Gesetzesänderungen kämen zu spät, kritisierte hingegen der Verbandspräsident. "Wir brauchen jetzt eine von der Politik angeschobene Beschaffungsaktion, um wie zu Beginn der Corona-Pandemie in einer Notlage schnell an Fiebersaft, bestimmte Antibiotika und andere selten gewordene Präparate für kleine Kinder zu kommen."
Durch die erhöhte Zahl an Atemwegsinfektionen bei Kindern steigt auch die Nachfrage bei Fiebersäften.
Bundesinstitut: Knappheit ist auch Folge von Verteilproblematik
Aus Sicht des Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte ist die Knappheit bei Fiebersäften teilweise darauf zurückzuführen, dass sich manche Apotheken und Großhändler das Lager zu voll machen und die Arzneien andernorts fehlen. Es sei weiter von einer Verteilproblematik auszugehen, teilte das Institut mit.
Eine weitere Ursache für die Engpässe sei die erhöhte Zahl an Atemwegsinfektionen bei Kindern, wodurch die Nachfrage steige. Der Beirat des Bundesinstituts empfiehlt Apotheken und Großhändlern dringend, "keine Vorräte über den Bedarf einer Woche hinaus anzulegen, da dies zu Unterversorgungen an anderer Stelle führt".
Außerdem solle geprüft werden, ob bei älteren Kindern nicht auch Tabletten mit dem gleichen Wirkstoff eine Alternative seien - bei Paracetamol könnten Kinder ab vier Jahren teilbare Tabletten einnehmen und bei Ibuprofen Kinder ab sechs Jahren.