Politik würdigt Horst Köhler "Ein Glücksfall für unser Land"
Die Nachricht vom Tod des früheren Bundespräsidenten Köhler hat parteiübergreifend Trauer ausgelöst. Als Staatsoberhaupt habe er sich um Deutschland verdient gemacht. Köhlers Engagement für Afrika wird besonders gewürdigt.
Der Tod des früheren Bundespräsidenten Horst Köhler hat in der Politik Bestürzung und Trauer ausgelöst.
"Wir werden ihn als einen Glücksfall für unser Land in Erinnerung behalten", schrieb Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Kondolenzschreiben an die Witwe Eva Luise Köhler. Das ehemalige Staatsoberhaupt ist im Alter von 81 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit gestorben.
"Viel Anerkennung und Sympathie"
Mit ihm "verlieren wir einen sehr geschätzten und überaus beliebten Menschen, der Großes geleistet hat - für unser Land und in der Welt", schrieb Steinmeier. Bei seiner Wahl zum Bundespräsidenten im Jahr 2004 sei der frühere Chef des Internationalen Währungsfonds der Öffentlichkeit "nahezu unbekannt" gewesen. "Und wie schnell hat er dann so viel Anerkennung und Sympathie erworben."
Schon zuvor habe Köhler sich um Deutschland verdient gemacht. "Als Staatssekretär leitete er die Verhandlungen über die deutsch-deutsche Währungsunion. In Moskau handelte er das Abkommen über den Abzug der sowjetischen Truppen aus." Zudem würdigte Steinmeier das "unermüdliche, ja leidenschaftliche Eintreten" Köhlers für Afrika. Köhler habe ein Bild von Deutschland als "Land der Ideen" geprägt.
Horst Köhler mit seinen Nachfolgern Steinmeier und Gauck am 22. Juni 2017.
Merkel würdigte Köhlers "optimistische" Art
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz würdigte den verstorbenen Altbundespräsidenten. Mit seinem Tod verliere Deutschland "einen engagierten Politiker, der sich Zeit seines Lebens für eine gerechtere Welt eingesetzt hat", schrieb der SPD-Politiker auf der Plattform X.
Scholz' Vorgängerin, Altbundeskanzlerin Angela Merkel, äußerte sich ebenfalls: Sie würdigte Köhlers "optimistische und unerschrockene Herangehensweise", die ihr häufig dabei geholfen habe, Lösungen auch für schwierige Probleme zu finden. Köhlers Kandidatur als Bundespräsident war ein Vorschlag der damaligen Oppositionsführerin und späteren Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
CDU-Chef Friedrich Merz schrieb, Köhler habe "diesem Land mit Anstand, Klarheit und großer Leidenschaft gedient". Köhler habe "wichtige Impulse gesetzt - in der Finanzpolitik, in der internationalen Zusammenarbeit, in der Verantwortung Deutschlands in der Welt".
Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) wies ebenfalls auf Köhlers Verdienste hin: "Sein Einsatz für soziale Gerechtigkeit und internationale Verantwortung auch über sein Amt hinaus - insbesondere für Afrika und eine gerechte Weltwirtschaft - bleibt ein Vermächtnis." Weiter schrieb Habeck: "Gerade in einer Zeit, in der globale Krisen, soziale Spaltung und wirtschaftliche Unsicherheit uns fordern, erinnert uns sein Wirken daran, dass Politik Mut, Weisheit und Haltung braucht."
FDP-Chef Christian Lindner würdigte Köhler als "feinsinnigen Diener unseres Staates". Als Bundespräsident habe er "früher als andere erkannt, dass es einen breiteren Diskurs über die sicherheitspolitischen Interessen unseres Landes braucht". Köhler sei für freien Welthandel und sichere Handelswege eingetreten. "Damals wurde er dafür diffamiert. Heute erkennen wir seine Weitsicht", schrieb Lindner.
Kirchen loben Köhlers Afrika-Engagement
Die großen christlichen Kirchen erinnerten vor allem an Köhlers Einsatz für globale Gerechtigkeit und insbesondere für die Anliegen Afrikas. "Mit unbestechlichem Gerechtigkeitssinn hat Horst Köhler vehement die Notwendigkeit der Überwindung von Armut und Unterentwicklung in Afrika angemahnt", erklärte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs. "Der christliche Wert der Nächstenliebe war für ihn dabei im persönlichen, wie im politischen Handeln eine klare Leitplanke."
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, würdigte Köhler als großen Staatsmann. "Afrika lag Bundespräsident Köhler besonders am Herzen", schrieb Bätzing. "Wie kaum ein anderer hat er Brücken zwischen den Kontinenten gebaut. Wir dürfen dankbar sein für das, was er an internationaler Verständigung und durch den Dialog zwischen den Nationen ermöglicht hat."