Ostermärsche Friedensbewegung zieht positive Bilanz
Russlands Krieg gegen die Ukraine stand auch dieses Jahr im Fokus der traditionellen Ostermärsche. Die Veranstalter sind insgesamt zufrieden, doch einig ist sich die Friedensbewegung nicht.
Die Friedensbewegung zieht eine "unterm Strich positive Bilanz" der diesjährigen Ostermärsche. Die traditionellen Veranstaltungen gingen heute mit Kundgebungen unter anderem in Hamburg und Frankfurt am Main zu Ende. Insgesamt gab es laut Veranstaltern über das Kar- und Osterwochenende mehr als 120 Demonstrationen für Frieden, darunter in Berlin, Köln, München, Hannover, Stuttgart, Leipzig und Bonn.
Die Zahl der Teilnehmenden habe "in etwa" auf dem Niveau des Vorjahres gelegen, erklärte das Netzwerk Friedensinitiative, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Die Rede war lediglich von "mehreren Zehntausend Menschen". Das Netzwerk koordiniert bundesweit die Märsche, Demos, Kundgebungen und Gottesdienste zu Ostern.
Versuche der Abgrenzung
Bereits zum zweiten Mal standen die Veranstaltungen unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Die Organisatoren standen dabei vor der Herausforderung, sich von pro-russischen und rechten Gruppierungen abzugrenzen. "Vereinnahmungsversuchen von Rechten und Menschen aus dem 'Querdenken'-Spektrum" werde eine "klare Absage" erteilt, hieß es.
Bei der Frage, welche Schlüsse aus dem völkerrechtswidrigen Krieg Russlands gegen die Ukraine gezogen werden müssen, gebe es auch innerhalb der Friedensbewegung "Meinungsdifferenzen", erklärte das Netzwerk Friedensinitiative. Einigkeit herrsche aber "bei der Forderung nach Verhandlungen und der deutlichen Kritik an der Aufrüstung". Netzwerk-Sprecher Kristian Golla erklärte, die Märsche hätten ein "deutliches Signal an die Bundesregierung" gesandt. "Über Frieden für die Ukraine muss endlich verhandelt werden." Auch der Stopp von Waffenlieferungen an die Ukraine wurde verlangt.
Auch die Informationsstelle Ostermarsch, die in Frankfurt am Main ansässig ist, zog eine positive Bilanz. Ihrer Einschätzung nach war die Beteiligung höher als im vergangenen Jahr. Die Friedensbewegung sehe sich daher "gestärkt": Die Ostermarschierer hätten sich nicht durch "die medial aufgeblähte Abgrenzungsdebatte" ablenken lassen und seien "eindeutig gegen die fortschreitende Militarisierung und Kriegspropaganda" aufgetreten, so die Informationsstelle.
"Mindestens etwas Naives"
Kritik an den Ostermärschen kam am Wochenende aus den Reihen von CDU und FDP. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsbundestagsfraktion, Thorsten Frei, sagte der "Bild am Sonntag" ("BamS"), die Aktionen hätten in Zeiten des Ukraine-Krieges "mindestens etwas Naives". Ebenfalls in der "BamS" warnte die Vorsitzende des Bundestagsverteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die Teilnehmenden der Kundgebungen davor, sich bei ihren Demonstrationen auf die Seite Russlands zu schlagen.
Die Ostermärsche haben eine lange Tradition in Deutschland. Sie reicht zurück bis in die 1950er-Jahre, als sie aus Protest gegen die Stationierung von Atomwaffen auf dem Gebiet der Bundesrepublik entstanden. Seither wird an den Kar- und Ostertagen gegen Atomwaffen und für Frieden demonstriert. Traditionell beteiligen sich auch Gewerkschaften und Kirchen an den Ostermärschen; durch die ambivalente Haltung zum Ukraine-Krieg gab es hier jedoch zuletzt auch Abgrenzungstendenzen.