Nach Prüfung im Fall Seipel NDR wusste nichts von russischen Zahlungen an Autor
Die vom NDR beauftragte Prüfung im Fall Seipel ist abgeschlossen. Der Bericht des ehemaligen Spiegel-Chefredakteurs Klusmann bestätigte ein Fehlverhalten des freien Autors. Seipel hätte Zahlungen aus Russland offenlegen müssen.
Nach dem Skandal um russische Zahlungen an den deutschen Fernsehjournalisten und Putin-Biografen Hubert Seipel ist nun der Prüfbericht vorgelegt worden. Demnach kommt der ehemalige Spiegel-Chefredakteur Steffen Klusmann zu dem Ergebnis, dass ein Fehlverhalten des freien Autors vorliegt. Seipel hätte gegenüber dem NDR die Geldzahlungen des Oligarchen offenlegen müssen. Der Sender hatte die Überprüfung in Auftrag gegeben.
Mit Blick auf den NDR und die ARD gebe es keine Hinweise darauf, dass an der Produktion Beteiligte von den russischen Zahlungen gewusst oder sogar davon finanziell profitiert hätten, heißt es in dem Bericht. Seipel hatte während seiner Arbeit mehrere Hunderttausend Euro vom Putin-nahen Oligarchen Alexei Mordaschow erhalten.
Klusmann-Bericht: Seipel zu wenig kritisch hinterfragt
Für den NDR hatte Seipel unter anderem "Ich, Putin" (2012) sowie die Interviews mit Edward Snowden und Wladimir Putin in Moskau (2014) realisiert. Der Sender sah deshalb in den Zahlungen einen erheblichen Interessenskonflikt und zweifelte an Seipels journalistischer Unabhängigkeit.
Der Vorwurf, Seipel habe das Porträt "Ich, Putin" vor Ausstrahlung von der russischen Regierung "absegnen" lassen, hat sich laut Klusmanns Bericht aber nicht bestätigt. Bis heute beteuert Seipel auch, dass sein russischer Sponsor keinen Einfluss auf seine Buchprojekte oder die Filme ausgeübt habe.
Der Bericht kommt aber zu dem Schluss, dass der Autor "zugänglich für Bestechung durch Nähe" gewesen sei. Durch den exklusiven Zugang zu Putin habe Seipel die nötige Distanz verloren. Ebenfalls nicht bestätigt hat sich der Verdacht, der NDR habe eine "Warnung" vor Seipel oder russischem Einfluss missachtet, denn eine konkrete und belastbare Warnung habe es nicht gegeben.
Wenngleich keinerlei Pflichtverletzungen bei Mitarbeitenden des NDR vorliegen, so kommt der Bericht doch zu der Einschätzung, man habe Seipel über die Jahre zu sehr hofiert und zu wenig kritisch hinterfragt.
NDR will aus Vorfall lernen
NDR-Intendant Joachim Knuth dankte dem Team für den Bericht: "Daraus geht klar hervor, dass niemand im NDR von Geldflüssen an Hubert Seipel aus Russland wusste, weil der Autor es verschwiegen hat und es auch sonst keine Hinweise darauf gab."
Darüber hinaus liefere der Bericht wertvolle Anregungen - im Sender wolle man zukünftig die Nähe und Distanz zu Protagonisten in großen Porträts klarer austarieren. "Ich habe nun drei Kolleginnen und Kollegen aus Redaktion und Justitiariat gebeten, diese Anregungen aus dem Bericht von Steffen Klusmann aufzugreifen und für uns zu konkretisieren", sagte Knuth.