Reform der katholischen Kirche Gegen den Widerstand aus Rom
Beim Treffen der katholischen Laien in München geht es vor allem darum, wie der Weg der Reformen fortgesetzt werden kann. Der Widerstand des Vatikans ist größer denn je.
Wie geht die Reformdebatte in der katholischen Kirche in Deutschland weiter? Das ist die zentrale Frage bei der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) jetzt in München. Die Laienvertreter treffen sich das erste Mal nach dem vorläufigen Abschluss der Reformdebatte Synodaler Weg Mitte März in Frankfurt, den sie gemeinsam mit den katholischen Bischöfen seit 2019 beschritten. Die Lage ist seitdem nicht einfacher geworden.
Denn die Signale aus Rom sind eindeutig: Selbst minimale Forderungen wie die Predigt von Frauen und Männern ohne Weihe werden dort ebenso abgelehnt wie weitreichendere Forderungen nach Segensfeiern für wiederverheiratete Geschiedene und gleichgeschlechtliche Paare oder die Beauftragung von nicht-geweihten Seelsorgerinnen und Seelsorgern, Kinder zu taufen. Auch die ebenfalls von der Synodalversammlung beschlossene Mitwirkung von Laien an der Auswahl von Bischöfen hat wenig Chancen in den Augen des Vatikans.
"Zentralismus und Autoritarismus pur"
Dessen Vertreter in Deutschland, der Apostolische Nuntius, hat dies jüngst bei der Findung eines neuen Oberhirten im Erzbistum Paderborn mehr als deutlich gemacht. Dort sollten nicht-geweihte Katholikinnen und Katholiken erstmals mitbestimmen. Der Vatikan-Botschafter, Erzbischof Nikola Eterovic, ließ mit Berufung auf das Päpstliche Geheimnis für das Domkapitel wissen, man sehe die Vertraulichkeit der Wahl durch die geplante Ausweitung nicht mehr gewährleistet.
Die Kritik der Laien in Deutschland an dieser Haltung wächst, nur eine Minderheit unter den deutschen Bischöfen unterstützt die römische Position. Die Erfurter Theologin Julia Knop, die maßgeblich an dem Synodalen Weg beteiligt war, spricht von "Zentralismus und Autoritarismus pur" und sieht in den deutlichen Stopp-Schildern aus Rom den "Ausdruck eines alten Systems". Es gebe nicht den Ansatz einer Gesprächsbereitschaft, so die Dogmatikerin.
Kompromisse mit den Bischöfen
Dabei sind die Beschlüsse schon sehr weitreichende Kompromisse gewesen. Manch ein Vertreter der Laien hat ihnen nur mit großen Bauchschmerzen zustimmen können. Doch nur so war es möglich, die nötige Zweidrittelmehrheit der Bischöfe zu bekommen, die für einen Beschluss notwendig war. Diese in den Regeln der Reformdebatte festgeschriebene Sperrminorität sehen viele Mitglieder des Zentralkomitees mittlerweile problematisch.
ZdK-Mitglied Johanna Beck etwa spricht von einem "die absolute bischöfliche Macht zementierenden Webfehler". Auch die Präsidentin des höchsten deutschen Laiengremiums, Irme Stetter-Karp ließ diese Woche in einem Interview mit dem Deutschlandfunk erkennen, dass sie sich auf solche Regeln nicht mehr einlassen würde.
Die Laien hätten 2019 beim Start des Synodalen Wegs zu früh angenommen, dass viele in der Deutschen Bischofskonferenz die Zeichen der Zeit erkannt hätten, sagt ZdK-Mitglied Johannes Norpoth. Er ist auch Sprecher des Betroffenenbeirats der Bischofskonferenz, also jenes Beratergremiums von Betroffenen sexualisierter Gewalt. Für ihn gibt es keine Alternative zum eingeschlagenen Reformweg, wolle die Kirche nicht in die "absolute Bedeutungslosigkeit" fallen.
Wenn es zu keiner positiven Entwicklung kommt, verliert diese Kirche an öffentlicher Glaubwürdigkeit. Es rennen dieser Kirche die eigenen hochengagierten Menschen weg.
Reformdebatte soll fortgesetzt werden
Das Argument, dass die deutschen Reformvorstöße in anderen Weltregionen kaum vermittelbar seien, kontert Norpoth damit, dass es zumindest für die Kirche in Zentraleuropa keine Alternative gebe. Dass die Deutschen mit ihren Reformforderungen nicht allein stehen, wollen die Laienvertreter auch in München deutlich machen. Dafür haben sie sich etwa eine Schweizer Katholikin eingeladen, die die Perspektive aus dem Nachbarland einbringen soll.
Wie es mit dem Synodalen Weg weitergeht, ist auch eine Frage des Geldes. Die Reformdebatte soll in einem Synodalen Ausschuss fortgesetzt werden. Das nötige Geld dafür müssen die Bischöfe einstimmig freigeben. Dies sollte nun im April geschehen, wie der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer in einem Brief schrieb. Er ist ein Gegner der Reformdebatte.
Ob dies geschehen ist, ist offen. Der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, erklärte auf Anfrage: "Es gibt offene Fragen, die erst beim Ständigen Rat im Juni 2023 geklärt werden können." ZdK-Mitglied Gudrun Lux sagte im Vorfeld der Münchner Tagung, es dürfe nicht dabei bleiben, dass allein Bischöfe über Finanzfragen entschieden. Auch hier brauche es synodale Strukturen, mit einer gleichberechtigten Beteiligung der Basisvertreter.