Erhebliche Verstöße gegen wissenschaftliche Pflichten Uni Bayreuth entzieht Guttenberg den Doktor
Die Universität Bayreuth hat Verteidigungsminister zu Guttenberg den Doktorgrad aberkannt. Guttenberg habe wissenschaftliche Standards "objektiv nicht eingehalten", sagte Uni-Präsident Bormann. Die Promotionskommission klärte aber nicht die Frage, ob Guttenberg bewusst getäuscht hat.
Die Universität Bayreuth hat Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) den Doktortitel aberkannt. Das gab Hochschulpräsident Rüdiger Bormann nach einer Sitzung der Promotionskommission der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät bekannt.
Guttenberg habe wissenschaftliche Standards "objektiv nicht eingehalten", sagte Bormann. Auch Guttenberg bestreite das nicht. Man habe ihm die Entscheidung per Pressemitteilung zukommen lassen.
Die wörtliche und sinngemäße Übernahme von Textstellen ohne hinreichende Kennzeichnung verstoße gegen die Rechtsprechung und die Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens, erläuterte Bormann.
Die Promotionskommission habe sich davon überzeugt, "dass Herr Freiherr zu Guttenberg gegen diese wissenschaftlichen Pflichten in erheblichem Umfang verstoßen hat."
Nicht geklärt hat der Ausschuss die Frage, ob Guttenberg bewusst getäuscht hat. "Das wäre sicherlich ein längerer Prozess gewesen, dies dezidiert nachzuweisen", sagte Bormann. Die Universität habe darauf verzichtet, weil Guttenberg selbst um die Rücknahme seiner Dissertation gebeten habe.
Bormann fügte hinzu, es habe bei der Bewertung des Falles keinen politischen Druck gegeben.
Strenger Blick bei künftigen Doktorarbeiten
Ungeachtet des Falles werde die Universität alles tun, um die hohen wissenschaftlichen Standards beizubehalten. Jeder müsse künftig mit einer Überprüfung rechnen. "Jede Irritation werden wir mit Nachdruck verfolgen", sagte Bormann.
Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete die Entscheidung der Universität als richtig und logisch. Sie liege "auf der Linie dessen, was der Verteidigungsminister vorgegeben hat. Sie macht daher Sinn." Das Votum zeige, dass zu Guttenberg mit seiner Selbsteinschätzung richtig liege. Der Minister sei durch die Uni-Entscheidung in seinem Amt nicht geschwächt.
Seit Tagen massive Kritik an Guttenberg
Guttenberg war wegen der Plagiate in seiner Dissertation heftig kritisiert worden. Die Opposition forderte im Bundestag erneut seinen Rücktritt. Der Minister lehnte dies ab, entschuldigte sich aber erneut.
In einem Brief an die Universität hatte er "gravierende handwerkliche Fehler" bei seiner Doktorarbeit eingeräumt, die er im Februar 2007 abgeschlossen hatte. Am 7. Mai genehmigte die Hochschule einen Antrag des damaligen Bundestagsabgeordneten, dass er seinen Doktorgrad vorläufig führen kann.
Nachdem er die Pflichtexemplare seiner Arbeit abgegeben hatte, durfte er den Grad offiziell seit dem 28. Januar 2009 führen. Da sich die Plagiatsvorwürfe seit einer Woche ausweiteten, verzichtete Guttenberg schriftlich auf den Doktortitel. Nach der Promotionsordnung konnte darüber aber nur die rechts- und wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Bayreuth entscheiden.