Erklärung nach Plagiatsvorwürfen Guttenberg lässt den Doktor ruhen - vorerst
Verteidigungsminister zu Guttenberg hat einen Rücktritt wegen der Affäre um seine Doktorarbeit abgelehnt. Die Plagiatsvorwürfe wies er zurück. Allerdings verzichte er auf den akademischen Grad, bis die Uni Bayreuth die Überprüfung abgeschlossen hat. Auf seiner Homepage wurde der "Dr." bereits entfernt.
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat die Plagiatsvorwürfe gegen ihn energisch zurückgewiesen. Einen Rücktritt als Verteidigungsminister lehnte er ab. Allerdings wolle er bis zum Abschluss der Überprüfung an der Universität Bayreuth auf den akademischen Grad verzichten. "Ich werde gerne bis zum Ergebnis dieser Prüfung vorübergehend, ich betone vorübergehend, auf die Führung des Titels verzichten", sagte er bei seiner Erklärung in Berlin.
Auf seiner privaten Homepage grüßt Guttenberg seit dem Nachmittag ohne "Dr.". Offenbar war es aber nicht so leicht, die mit "Verantwortung verpflichtet" überschriebene Seite vollständig von dem akademischen Grad zu befreien. Im Lebenslauf verwies Guttenberg noch auf seine mit der Bestnote summa cum laude abgeschlossene Promotion. Auch auf der Homepage des Verteidigungsministeriums tauchte der akademische Grad weiter auf: Dort steht etwa ein Foto von Minister "Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg" zum kostenlosen Herunterladen bereit.
Journalisten über Guttenbergs Vorgehen empört
In der Bundespressekonferenz kam es wegen Guttenberg zum Eklat. Weil der CSU-Politiker zeitgleich im Verteidigungsministerium die überstürzt einberufene und nur für einige Journalisten zugänglichen Erklärung abgab, verließen die Hauptstadtkorrespondenten protestierend den Saal.
Beim Statement in seinem Ministerium räumte Guttenberg Fehler in seiner Dissertation ein und entschuldigte sich dafür: "Sie enthält fraglos Fehler", sagte der CSU-Politiker. Das tue ihm "aufrichtig leid". Darüber sei er selbst am unglücklichsten. Zu keinem Zeitpunkt habe er jedoch "bewusst getäuscht". Er fügte an: "Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat." Er habe die Arbeit in einem Zeitraum von sieben Jahren neben seiner Tätigkeit als Politiker und seinen Verpflichtungen als junger Familienvater angefertigt.
Er war am Donnerstagabend im Kanzleramt, um mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über das weitere Vorgehen zu sprechen. Merkel sicherte ihm Rückendeckung zu und bekundete ihr "vollstes Vertrauen". Im Interview mit dem SWR bekräftigte sie heute ihre Haltung: Sie stehe zu Guttenbergs Arbeit als Verteidigungsminister "und zu ihm natürlich auch als Persönlichkeit". Er habe Fehler bedauert, das zeige, dass er mit der Angelegenheit "sehr offensiv" umgehe.
"Der Vorwurf, meine Doktorarbeit sei ein Plagiat, ist abstrus. Ich bin gerne bereit zu prüfen, ob bei über 1200 Fußnoten und 475 Seiten vereinzelt Fußnoten nicht oder nicht korrekt gesetzt sein sollten und würde dies bei einer Neuauflage berücksichtigen. Und sollte jemand auf die Idee kommen zu behaupten, Mitarbeiter meiner Büros hätten an der wissenschaftlichen Erarbeitung meiner Dissertation mitgewirkt, stelle ich fest: Dies trifft nicht zu. Die Anfertigung dieser Arbeit war meine eigene Leistung."
Bei mindestens 15 Autoren abgeschrieben
Die Zahl der Autoren, von denen der CSU-Politiker abgeschrieben haben soll, ist inzwischen auf 15 gestiegen - darunter mit Rupert Scholz (CDU) einer seiner Amtsvorgänger. Die Universität Bayreuth forderte eine Stellungnahme von Guttenberg innerhalb von zwei Wochen. Die möglichen Konsequenzen der Hochschule reichen von der Aufforderung, die Doktorarbeit nachzubessern, bis zur Aberkennung des Doktortitels. Plagiatsjäger listeten im Internet bereits mehr als 80 Textstellen auf.
Zwei Strafanzeigen
Inzwischen wurden bei der Staatsanwaltschaft Bayreuth zwei Strafanzeigen gestellt. Eine von ihnen beziehe sich auf einen möglichen Verstoß gegen das Urheberrecht, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Thomas Janovsky. Diese sei an die zuständige Staatsanwaltschaft Hof abgegeben worden. Eine zweite Anzeige wegen Verdachts einer falschen eidesstattlichen Versicherung werde nicht zu einem Ermittlungsverfahren führen, da der Vorwurf nicht zutreffe: Laut Promotionsordnung sei bei der Doktorarbeit keine eidesstattliche Versicherung nötig.
"Eine peinliche Entgleisung"
Guttenberg war von dem Bremer Juraprofessor Andreas Fischer-Lescano vorgeworfen worden, bei der Formulierung seiner Doktorarbeit "systematisch" bei anderen Wissenschaftlern "abgekupfert" zu haben, ohne dies hinreichend kenntlich gemacht zu haben. 23 Stellen belegte er - ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Fischer-Lescano hatte die Doktorarbeit Guttenbergs aus dem Jahr 2007 über "Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU" für eine Rezension in der Zeitschrift "Kritische Justiz" untersucht.
Einer deren Herausgeber, Peter Derleder, sprach gegenüber der ARD von einer "peinlichen Entgleisung" Guttenbergs. Zudem wertete Fischer-Lescano nach der Lektüre der Promotion die Bestnote "summa cum laude" als "mehr als schmeichelhaft".