Kriminalstatistik 2021 Weniger Gewalt in der Partnerschaft
Die Zahl der angezeigten Gewalttaten unter Paaren und Ex-Partnern ist im vergangenen Jahr leicht gesunken. Wie auch in den Jahren zuvor sind laut Bundeskriminalamt meistens Frauen die Opfer.
Laut einer aktuellen Statistik des Bundeskriminalamtes (BKA) zur Partnerschaftsgewalt haben die Behörden im Jahr 2021 bundesweit 143.016 Fälle registriert, in denen ein aktueller oder ehemaliger Partner Gewalt ausgeübt hat - oder dies versucht hat. Dies entspricht einem leichten Rückgang um 2,5 Prozent im Vergleich zum ersten Corona-Jahr 2020.
Wie aus den Daten hervorgeht, waren in den genannten Fällen insgesamt 143.604 Opfer betroffen - ein Rückgang um drei Prozent im Vorjahresvergleich. Da manche gemeldeten Fälle sich aber auf mehrere Taten und dieselben Betroffenen beziehen, lässt sich laut BKA keine exakte Opferzahl benennen.
Faeser: Zahlen bilden nur Hellfeld ab
Bundesinnenministerin Nancy Faeser wies jedoch darauf hin, dass der Trend insgesamt ein anderer sei: In den Jahren vor 2021 sei die Zahl der Opfer stetig gewachsen, erklärte die SPD-Politikerin. Die in der Statistik erfassten Zahlen würden lediglich das sogenannte Hellfeld abbilden, also die Zahl der angezeigten Fälle. Das Dunkelfeld sei weitaus größer, so Faeser.
80,3 Prozent der von Partnerschaftsgewalt Betroffenen waren im vergangenen Jahr Frauen. Bundesfamilienministerin Lisa Paus erklärte, es sei davon auszugehen, dass derzeit zwei Drittel der weiblichen Opfer nicht zur Polizei gehe.
Fast 60 Prozent der Fälle sind einfache Körperverletzung
In den meisten Fällen handelte es sich um vorsätzliche einfache Körperverletzung (59,6 Prozent). Jeder vierte registrierte Fall bezieht sich auf Bedrohung, Stalking und Nötigung. Die BKA-Daten beziehen sich auf Fälle, bei denen die Ermittlungen 2021 abgeschlossen wurden. Die Tat selbst kann dabei schon früher begangen worden sein.
Die Anzahl der Opfer bei vollendetem Mord und Totschlag lag bei 121, davon 109 weibliche und zwölf männliche. Hinzu kommen vier Fälle von Körperverletzung mit Todesfolge durch Partnerschaftsgewalt bei Frauen und zwei Fälle bei Männern. Damit sind 113 Frauen und 14 Männer Opfer von Partnerschaftsgewalt mit tödlichem Ausgang geworden.
Fast 80 Prozent der Tatverdächtigen männlich
Wie bereits in den Vorjahren geht die Gewalt in Partnerschaften nach wie vor zum überwiegenden Teil von Männern aus: 2021 lag der Anteil bei 78,8 Prozent. Allerdings gab es einen leichten Anstieg bei den weiblichen Tatverdächtigen - auf nun 21,2 Prozent. Im Jahr 2020 lag der Wert noch bei 20,6 Prozent.
Etwa jeder vierte tatverdächtige Mann stand zum Tatzeitpunkt unter Alkoholeinfluss, bei Frauen etwa jede fünfte. Zwei von drei Tatverdächtigen häuslicher Gewalt waren deutsche Staatsangehörige. Bei den nichtdeutschen Verdächtigen traten türkische Staatsangehörige mit einem Anteil von 5,4 Prozent am häufigsten auf.
Leichter Anstieg bei Straftaten im Internet
Leicht angestiegen ist die Zahl der Straftaten, die im Internet begangen wurden: So lag etwa der Anteil der Bedrohungen von Partnern oder Ex-Partnern im Internet im Jahr 2021 bei 6,6 Prozent - 2020 hatte er noch bei 4,8 Prozent gelegen.
Die Polizei führt dies auch auf die Auswirkungen des Gesetzes zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Hasskriminalität zurück. Das 2021 in Kraft getretene Gesetz sieht unter anderem vor, dass Drohungen und Beleidigungen im Netz von den Anbietern sozialer Netzwerke dem BKA gemeldet werden müssen.
Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen
Unter häuslicher Gewalt werden alle Formen körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt im Umfeld der Familie oder Lebensgemeinschaft zusammengefasst.
Am Freitag wird der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen begangen, den die Vereinten Nationen 1999 jährlich auf den 25. November festgelegt haben.