Wahlkampftermin in Bayern Chrupalla laut AfD in intensivmedizinischer Überwachung
Vier Tage vor der bayerischen Landtagswahl wollte AfD-Chef Chrupalla in Ingolstadt sprechen, musste aber während der Veranstaltung plötzlich medizinisch behandelt werden. Die Umstände sind unklar. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen ein.
AfD-Chef Tino Chrupalla wird nach Angaben seines Büros intensivmedizinisch überwacht, nachdem er bei einer Wahlkampfkundgebung in Ingolstadt ins Krankenhaus gebracht wurde.
Nach Angaben eines Sprechers ist Chrupalla ansprechbar und wurde in einer Klinik eingehend untersucht. Er sei "den Umständen entsprechend" stabil.
Staatsanwaltschaft leitet Ermittlungsverfahren ein
Was allerdings genau diese "Umstände" sind, darüber herrscht noch viel Unklarheit. Der AfD-Chef war während der Veranstaltung ins Krankenhaus eingeliefert worden - aus zunächst unklaren Gründen.
Die Polizei teilte mit, Chrupalla habe am Nachmittag vor Beginn seiner Rede hinter der Bühne medizinisch versorgt werden müssen und sei dann in die Klinik gekommen. Eine offensichtliche Verletzung sei zu diesem Zeitpunkt nicht erkennbar gewesen. "Um die näheren Umstände dieses medizinischen Vorfalls abzuklären, wurden die weiteren Ermittlungen durch die Kriminalpolizeiinspektion Ingolstadt übernommen."
Ein Polizeisprecher sagte am Abend, die Polizei wolle ermitteln, ob Dritte für den Vorfall verantwortlich sein könnten. Zu diesem Zeitpunkt habe es aber keine Hinweise auf einen Angriff gegeben.
Wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Ingolstadt der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag sagte, wurde inzwischen ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Körperverletzung eingeleitet.
Die AfD-Bundesgeschäftsstelle hatte zuvor von einem "tätlichen Vorfall" gegen Chrupalla gesprochen. In Bayern wird am Sonntag der Landtag neu gewählt.
AfD-Landtagsfraktion meldete "Vorfall"
Der Sprecher von Chrupallas Büro sagte später, Polizei und Sicherheitsbehörden ermittelten im Zusammenhang mit einer gefährlichen Körperverletzung. Angaben dazu, was sich genau am Rande der Wahlkampfveranstaltung in Ingolstadt ereignet haben könnte, machte er nicht und verwies auf die laufenden Ermittlungen.
Ein Sprecher der bayerischen AfD-Landtagsfraktion sagte, kurz vor Chrupallas Rede sei es in einer Menschenmenge zu einem Vorfall gekommen. Besucher, die im Umfeld der Veranstaltung Fotos oder Videos gemacht haben, wurden von der Polizei gebeten, diese den Ermittlern zur Verfügung zu stellen.
Weidel laut Sprecher an "sicheren Ort" gebracht
Der aus Sachsen stammende Chrupalla bildet seit Juni 2022 mit Alice Weidel das Führungsduo der Partei. Sie sind außerdem Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion. Weidel hatte am Tag der Deutschen Einheit auf einen geplanten öffentlichen Auftritt im bayerisch-thüringischen Grenzort Mödlareuth verzichtet.
Ein Parteisprecher hatte gesagt, es habe am vorletzten Wochenende einen "sicherheitsrelevanten Vorfall" gegeben. Weidels Lebenspartnerin und beide Kinder leben in Einsiedeln in der Zentralschweiz. Die dortigen Behörden bestätigten dem ARD-Hauptstadtstudio einen Einsatz in diesem Zusammenhang.
"Frau Weidel und ihre Familie wurden von Sicherheitsbehörden aus ihrer privaten Wohnung an einen sicheren Ort verbracht, da sich Hinweise verdichtet hatten, die auf einen Anschlag auf ihre Familie hindeuteten", hieß es der Nachrichtenagentur dpa zufolge auf Anfrage von einem Sprecher.
"Aus polizeitaktischen Gründen können wir jedoch keine weiteren Angaben dazu machen", teilte der Kommunikationschef der Kantonspolizei Schwyz, Florian Grossmann, mit. Bedeckt hielt sich der Polizeisprecher auch auf die Frage, woher der Hinweis für den Einsatz gekommen ist - und lässt offen, ob die konkreten polizeilichen Maßnahmen noch andauern. "Wir möchten aber festhalten, dass die Kantonspolizei Schwyz im Kanton Schwyz für die Sicherheit aller Bürger im Einsatz steht. Und das rund um die Uhr."
"Spiegel": Weidel machte Urlaub auf Mallorca
Der "Spiegel" berichtet, dass sich Weidel während der AfD-Wahlkampfveranstaltung, die sie angeblich aus Sicherheitsgründen abgesagt hatte, auf Mallorca befand, wo sie mit ihrer Familie Urlaub machte.
Weidels Büro bestätigte laut dem Bericht den Mallorca-Aufenthalt. "Es ist korrekt, Frau Weidel hat sich mit ihrer Familie zum besagten Zeitpunkt auf Mallorca aufgehalten", so Weidels persönlicher Sprecher. Allerdings habe es zuvor tatsächlich einen sicherheitsrelevanten Zwischenfall gegeben - am 23. September, zehn Tage vor dem abgesagten Wahlkampfauftritt.
Nach dem "doch sehr aufrührenden Ereignis", das der Sprecher nicht näher ausführte, sei Weidel der Empfehlung gefolgt, "einige Zeit ihrer häuslichen Umgebung fernzubleiben, welche ein mutmaßliches Anschlagsziel war". Sie habe sich "aus Sicherheitsgründen dagegen entschieden, ihren Aufenthaltsort zu kommunizieren".
Fragen, seit wann Weidel auf Mallorca weilte, ob sie sich noch immer dort aufhält und seit wann der Urlaub auf der spanischen Ferieninsel geplant war, ließ ihr Sprecher demnach unbeantwortet.
Mit Informationen von Dietrich Karl Mäurer, ARD-Hauptstadtstudio