Umgang mit Pandemie GroKo-Minister räumen Fehler in Corona-Politik ein
Lockdown, Impfpflicht, Abstandsregeln - in der Corona-Pandemie wurde eine Vielzahl von Auflagen erlassen. Doch nicht jeder Minister der damaligen Regierung würde die Entscheidungen heute so noch einmal treffen.
Das Coronavirus ist zwar nicht verschwunden, die Pandemie aber offiziell vorbei. Deren politische Aufarbeitung aber noch nicht. Nun haben mehrere Politiker, darunter Mitglieder der früheren Bundesregierung unter Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel, Fehler im Umgang mit der Pandemie eingeräumt.
Dazu zählt Karl Lauterbach, heutiger Bundesgesundheitsminister. Im Gespräch mit dem "Spiegel" nahm er vor allem Bezug auf die Auswirkungen der Corona-Auflagen auf jüngere Generationen. "Der größte Fehler war, dass wir bei den Kindern zum Teil zu streng gewesen sind und mit den Lockerungsmaßnahmen wahrscheinlich etwas zu spät angefangen haben", sagte der SPD-Politiker.
Bereits vor einem Jahr war eine interministerielle Arbeitsgruppe zu dem Ergebnis gekommen, dass die Pandemie weitreichende Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen gehabt hat. Folgen seien unter anderem Depressionen, Essstörungen oder Lernprobleme in der Schule.
Es ist nicht das erste Mal, dass Lauterbach mit Blick auf die Corona-Maßnahmen Selbstkritik übt. Schon in der Vergangenheit hatte er mehrfach angeführt, dass es falsch gewesen sei, Schulen und Kindergärten wegen der Pandemie so lange zu schließen.
Vorsicht bei Forderung nach Zwangsimpfung
Auch der ehemalige Bundesinnenminister Horst Seehofer würde einigen Einschränkungen heute nicht mehr zustimmen. Etwa den nächtlichen Ausgangssperren, die kaum Wirkung auf die Unterbrechung der Infektionsketten gehabt hätten, sagte er dem "Spiegel".
Und auch die Pflicht für einige Berufsgruppen, sich gegen das Virus impfen zu lassen, sieht der CSU-Politiker mittlerweile kritischer. Mit Forderungen nach Zwangsimpfungen müsse man "sehr vorsichtig" sein, betonte Seehofer und wies zudem daraufhin, dass die Pflicht "ja nicht einmal für die Pflegeheime und Krankenhäuser in Bayern umgesetzt werden" konnte.
Der Bundestag hatte am 10. Dezember 2021 beschlossen, dass das Personal in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen ab Mitte März 2022 nachweisen muss, dass es gegen Corona geimpft oder nach einer Infektion genesen ist. Beschäftigte des Gesundheitswesens zogen gegen die Impfpflicht vor Gericht. Im vergangenen Mai entschied das Bundesverfassungsgericht jedoch, dass die Maßnahme rechtens ist.
Wirksamkeit der Vakzine überschätzt
Als dritter räumte auch Helge Braun, bis Ende 2021 Kanzleramtschef in Merkels Kabinett, Fehleinschätzungen der Großen Koalition ein. Die damalige Bundesregierung habe anfangs die Wirkmächtigkeit der Impfstoffe zu hoch eingeschätzt. Man sei davon ausgegangen, dass Geimpfte auch vor Ansteckungen sicher seien. "Wir haben das Impfen als eine Lösung für den Ausstieg aus der Pandemie beworben und eine Erwartung geschürt, die wir am Ende nicht erfüllen konnten", sagte Braun.