Wahlprogramme im Vergleich Wie die Parteien Bildung verbessern wollen

Stand: 22.08.2013 10:13 Uhr

Union, SPD, Grüne und Linkspartei wollen die Ganztagesbetreuung an den Schulen ausbauen. Alle außer der Linkspartei plädieren für nationale Bildungsstandards. SPD, Grüne und Linkspartei wollen das Kooperationsverbot abschaffen. Die Positionen im Vergleich.

Union, SPD, Grüne und Linkspartei wollen die Ganztagesbetreuung an den Schulen ausbauen, die FDP äußert sich nicht dazu. Mit Ausnahme der Linkspartei plädieren alle Parteien für die Schaffung nationaler Bildungsstandards. SPD, Grüne und Linkspartei wollen das Kooperationsverbot im Grundgesetz abschaffen, das dem Bund die Finanzierung von Bildungsmaßnahmen untersagt.

CDU/CSU

Die Union sieht Deutschland als "Bildungsrepublik" und betont die Bedeutung des "lebenslangen Lernens". Sie will die Ausgaben für Bildung weiter steigern und eine Initiative zur beruflichen Weiterbildung starten. CDU und CSU sprechen sich gegen eine Einheitsschule aus. Ein Bildungspakt zwischen Bund, Ländern und Kommunen soll den Ausbau der bedarfsgerechten Ganztagsbetreuung und eine technisch zeitgemäße Ausstattung der Schulen gewährleisten. Für die Lehrerausbildung sollen 500 Millionen Euro bereitgestellt werden. Die Union will nationale Bildungsstandards und eine bessere Vergleichbarkeit der Abschlüsse in den Ländern. Ziel einer weiteren BAföG-Erhöhung ist es, jedem - unabhängig vom Elternhaus - eine gute Ausbildung zu garantieren. Die Union will Religion als eigenständiges Schulfach erhalten.

SPD

Die SPD setzt sich für "gebührenfreie Bildung" ein. Sie will Studien- und Kitagebühren schrittweise abschaffen und Chancengleichheit im Bildungssystem herstellen. Die Ganztagsschule soll in allen Schulformen weiter ausgebaut werden, die Mittel für Sozialarbeiter an Schulen sollen steigen. Die bessere Vergleichbarkeit der Abschlüsse will die Partei durch einheitliche Bildungsstandards erreichen. Zudem soll das Grundgesetz geändert werden, um dauerhafte Finanzhilfen des Bundes für Bildung und Wissenschaft zu ermöglichen. Ab 2014 sollen jährlich 20 Milliarden Euro zusätzlich in Bildung investiert werden, die zwischen Bund und Ländern aufgeteilt werden. Die SPD will das BAföG weiterentwickeln und das Schüler-BAföG wiederbeleben.

FDP

Für die FDP ist Bildung ein "Bürgerrecht", Investitionen in diesem Bereich sollen Priorität haben. Sie bekennt sich zum föderalen Bildungssystem und will die Vergleichbarkeit durch gemeinsame Standards verbessern. Schulen sollen ihr Budget selbst verwalten und pädagogisch mehr gestalten können. Die FDP will mehr freie Schulen, die im Wettbewerb mit staatlichen Schulen stehen. Die Hochschulautonomie soll bestehen bleiben. Universitäten sollen aus einem Fonds grundfinanziert werden, wobei jede Uni umso mehr Mittel erhält, desto mehr Studenten sich dort einschreiben ("Geld folgt Studierenden"). Studiengebühren befürwortet die FDP. Die Bildungschancen für die 7,5 Millionen funktionalen Analphabeten in Deutschland sollen unter anderem durch flächendeckende Kursangebote steigen.

Die Linke

Für die Partei Die Linke ist Bildung ein Menschenrecht. Daher soll das gesamte öffentliche Bildungssystem ebenso gebührenfrei sein wie Kitas. Gleichzeitig fordert die Linkspartei, die öffentlichen Bildungsausgaben sofort aufzustocken. Das Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern soll abgeschafft und im Grundgesetz durch eine "Gemeinschaftsaufgabe Bildung" ersetzt werden, damit die notwendigen Mittel bereitgestellt werden können. Die Linkspartei setzt sich dafür ein, eine Ganztagsbetreuung "von Anfang an" einzuführen. Das gegliederte Schulsystem will sie abschaffen. Die Gemeinschaftsschule soll zur Regelschule werden. Das Bologna-System an den Hochschulen will die Linkspartei abschaffen. Jeder Studienbewerber soll einen Studienplatz erhalten und ohne Beschränkungen und Tests selbst entscheiden können, was und wo er studieren möchte. Die BAföG-Mittel sollen um zehn Prozent steigen und als Vollzuschuss gezahlt werden. Die Linkspartei will einen Rechtsanspruch auf Weiterbildung einführen. Die Finanzierung sollen die Betriebe übernehmen.

Bündnis 90/Die Grünen

Die Grünen wollen bis 2020 die Investitionen in Bildung auf sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigern. Weitere 3,5 Prozent des BIP sollen in Forschung und Entwicklung fließen. Die Forderung nach einheitlichen Bildungsstandards in allen Fächern zielt darauf ab, bei allen dieselben Kernkompetenzen zu garantieren. Flächendeckend sollen barrierefreie Ganztagsschulen aufgebaut werden. Das Kooperationsverbot wollen die Grünen abschaffen, damit der Bund die Länder im Bildungsbereich etwa beim Ausbau der Ganztagsbetreuung und der Studienplätze finanziell unterstützen darf. Ziel ist zudem, den Hochschulpakt jährlich mit einer Milliarde Euro zusätzlich auszustatten und für weniger Prüfungen und entschlackte Lehrpläne zu sorgen. Die BAföG-Mittel sollen zunächst um 300 Millionen Euro jährlich steigen. Später soll das BAföG aus zwei Säulen bestehen und eine Basisabsicherung mit einem Bedarfszuschuss kombinieren. Zusätzlich soll es ein Weiterbildungs-BAföG geben.