Neue Studie Jugend in der Dauerkrise
Corona, Ukraine-Krieg, wirtschaftliche Lage: Die vielen aktuellen Krisen gehen laut einer Studie auch an jungen Deutschen nicht spurlos vorbei. Und das hat Folgen für die psychische Gesundheit.
Die aktuellen Kriege und Krisen hinterlassen auch bei jungen Menschen deutliche Spuren. Zu diesem Ergebnis kommen die Jugendforscher Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann, die in Berlin ihre neue Trendstudie "Jugend in Deutschland - Sommer 2022" vorstellten. Befragt wurden dafür über 1000 junge Menschen im Alter von 14 bis 29 Jahren.
Ganz besonders versetzt Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine die Befragten in Sorge: 68 Prozent beantworteten die entsprechende Frage mit "Ja". Der Klimawandel, 2021 noch Spitzenreiter, rückt mit 55 Prozent an die zweite Stelle. Auch die Sorgen vor Inflation (46 Prozent), einer sozialen Spaltung der Gesellschaft (40 Prozent) und einer Wirtschaftskrise (39 Prozent) bleiben präsent. Wegen der zuletzt weiter spürbaren Einschränkungen durch Corona-Maßnahmen beklagen die Befragten zudem den Kontrollverlust bei ihrer Alltagsgestaltung, ihren persönlichen Beziehungen und ihrer Bildungs- und Berufslaufbahn.
Stress, Erschöpfung, Depression
Auch die psychische Gesundheit verschlechterte sich den Studienergebnissen zufolge. Fast die Hälfte (45 Prozent) der Befragten gab an, Stress zu erleben. Auf der Liste der häufigsten psychischen Belastungen folgen Antriebslosigkeit (35 Prozent), Erschöpfung und Langeweile (je 32 Prozent) sowie Depression und Niedergeschlagenheit (27 Prozent). 13 Prozent erleben demnach Hilflosigkeit, sieben Prozent sogar Suizidgedanken.
Die Forscher sehen die Jugend angesichts der vielfältigen Probleme in einem "Dauerkrisen-Modus". "Wir haben eine Überlagerung von Krisen und diese Last für junge Menschen, die ist doch sehr groß geworden", sagt Jugendforscher Schnetzer.
Religion spielt kaum noch eine Rolle
Sein Kollege Hurrelmann ergänzt, dass sich gleichzeitig die Mechanismen zur Krisenbewältigung veränderten: Religion und insbesondere der christliche Glaube spielten bei jungen Menschen inzwischen kaum noch eine Rolle. Hilfe werden vor allem in sozialen Kontakten wie Familie, Freunde und der sozialen Umgebung gesucht. Daher seien vor allem die Kirchen aufgefordert, sich so zu verändern, dass sie wieder junge Menschen bei der Krisenbewältigung unterstützen könnten.