Münchner Flughafen Landebahn wegen Klimaprotest gesperrt
Wegen einer Aktion von Aktivisten der "Letzten Generation" wurde auf dem Münchner Flughafen eine Startbahn zeitweise gesperrt. Größere Einschränkungen gab es nicht. Die Protestierenden sollen in Polizeigewahrsam kommen.
Mehrere Aktivisten der Protestbewegung "Letzte Generation" haben sich am Münchner Flughafen auf einem Rollfeld festgeklebt. Daraufhin musste die nördliche der beiden Start- und Landebahnen für etwa 45 Minuten gesperrt werden.
Größere Einschränkungen im Flugverkehr habe es durch die Aktion nicht gegeben, sagte ein Sprecher des Flughafens tagesschau.de. Betroffene Maschinen konnten demnach auf die südliche Start- und Landebahn ausweichen. Daher habe es nur geringe Verspätungen gegeben, es seien keine Flüge ausgefallen.
Auch im Süden des Flughafens hätten Aktivisten versucht, auf das Gelände zu gelangen. Sie konnten hier aber von der Polizei gestoppt werden.
Aktivisten in Gewahrsam genommen
Das Polizeipräsidium Oberbayern Nord bestätigte, dass es in den Morgenstunden einen Einsatz auf dem Flughafengelände infolge des Klimaprotests gegeben habe. Bis 11 Uhr konnten demnach alle Aktivisten vom Flughafengelände entfernt und in Polizeigewahrsam genommen werden. Der Flugbetrieb sei bereits seit 10 Uhr wieder störungsfrei verlaufen.
Weitere Aktion am BER - keine Störung im Flugbetrieb
Wie die Gruppierung "Letzte Generation" auf ihrem Twitter-Account mitteilte, gab es auch eine Aktion am Berliner Hauptstadtflughafen BER.
Der Sprecher des BER, Jan-Peter Haack, teilte auf Anfrage von tagesschau.de mit, auf dem Flughafen hätten mehrere Personen den Sicherheitsbereich unbefugt betreten. Das bestätigte auch eine Sprecherin der Bundespolizeidirektion Berlin. Dass es sich dabei um Mitglieder von "Letzte Generation" handelt, bestätigte Haack jedoch nicht. Ein Polizeieinsatz dauere an, mehrere Personen seien "festgesetzt" worden. Auf den Flugverkehr habe der Vorfall keine Auswirkungen, da keine Start- oder Landebahnen betroffen seien.
Bereits Ende November hatten Aktivisten den Betrieb am Berliner BER für fast zwei Stunden lahmgelegt. Damals verschafften sich zwei Gruppen Zugang zum Flughafengelände.
Luftverkehr als "Klimakiller schlechthin"
In einer offiziellen Erklärung von "Letzte Generation" begründete die Gruppe ihre Aktionen mit der ungenügenden Klimapolitik der Bundesregierung. Der Luftverkehr sei "der Klimakiller schlechthin". Jährlich würden durch ihn Milliarden Tonnen CO2 verursacht, hinzu kämen Luftfahrtemissionen und Feinstaub in der Atmosphäre. "Gleichzeitig belaufen sich die staatlichen Subventionen der Flugindustrie in Deutschland allein durch den Verzicht auf die Kerosin- und Mehrwertsteuer jedes Jahr auf mehr als zwölf Milliarden Euro", kritisierte die Gruppierung in ihrem Schreiben.
"Wir können nicht länger schweigend mit ansehen, wie einige Reiche auf dem Rücken aller Menschen die Welt in den Abgrund treiben und unsere gemeinsame Lebensgrundlage verwüsten", mahnte "Letzte Generation"-Sprecherin Aimée van Baalen. Gleichzeitig betonte sie, ihre Gruppe stehe Gesprächen mit der Politik offen gegenüber, etwa mit Bayerns Innenminister Joachim Herrmann.
Wissing spricht von "kriminellen Machenschaften"
Bundesverkehrsminister Volker Wissing verurteilte die erneute Protestaktion scharf. "Mit ihren kriminellen Machenschaften gefährden die Aktivisten der 'Letzten Generation' den gesellschaftlichen Konsens", sagte der FDP-Politiker und betonte: "Eine Demokratie entscheidet aufgrund von Mehrheiten und lässt sich nicht erpressen." Wissing forderte, der Rechtsstaat müsse sich gegen Straftäter "entschlossen zur Wehr setzen.
Auch von Bayerns Innenminister Herrmann erntete der Klimaprotest in dieser Form heftige Kritik. "Es ist eine unverfrorene Rücksichtslosigkeit, nicht nur laufend gegen Gesetze zu verstoßen, sondern mit irrsinnigen Aktionen auch eine Vielzahl anderer Menschen potenziell zu gefährden", so der CSU-Politiker. Die "Letzte Generation"-Aktivisten seien "so verbohrt, dass es ihnen egal ist, wenn andere Menschen zu Schaden kommen".
Die Vizechefin der Unionsfraktion im Bundestag, Andrea Lindholz, forderte als Konsequenz aus der Protestaktion erweiterte Befugnisse "für einen Präventivgewahrsam" für die Bundespolizei, "um in Härtefällen renitente Straftäter effektiv von Wiederholungstaten abhalten zu können".
Straßenblockaden und Kartoffelbrei auf Monet
Die Gruppe "Letzte Generation" sorgt bereits seit Wochen mit umstrittenen Aktionen für Aufsehen. Neben der Aktion am BER blockierten Mitglieder der Gruppe etwa Hauptverkehrsstraßen in Berlin und München.
Schlagzeilen machten die Aktivisten auch, indem sie die Büros der Ampelparteien in Berlin mit Farbe beschmierten oder Kartoffelbrei auf ein Monet-Gemälde im Potsdamer Museum Barberini warfen. Mehrere Aktivisten wurden infolge der Aktionen bereits festgenommen.