Schlechtes Image Deutsch ist in Frankreich unattraktiv
Gerhard Schröder und Jaques Chirac können sich nicht auf Deutsch oder Französisch unterhalten. Small-Talk bewältigen sie auf Englisch, ansonsten ist immer ein Dolmetscher dabei. Die Staatsmänner liegen im Trend: Auch an den Schulen geht das Interesse für die Sprache des Partnerlandes zurück.
Ohne Dolmetscher geht es nicht: Der Bundeskanzler spricht kein französisch, der Präsident Frankreichs kein deutsch. Mit Englisch können sie immerhin den Small-Talk bewältigen. Die Staatsmänner liegen damit voll im Trend. Die Sprache der Nachbarn sprechen nur wenige und das Interesse daran geht weiter zurück.
Der Anteil der Schüler in Frankreich, die Deutsch als erste Fremdsprache wählen, ist seit 1980 von 13 auf weniger als neun Prozent gesunken. Aber auch als zweite Fremdsprache verliert Deutsch zunehmend an Attraktivität. Immer mehr Schüler bevorzugen Spanisch.
Das Fach Deutsch hat ein Imageproblem
Die Zahl der Deutsch lernenden Schüler im Nachbarland gehe um jährlich fünf Prozent zurück, sagt der Romanistikprofessor Franz-Joseph Meißner. Deutsch leide fälschlicherweise unter dem Image einer "schwierigen Sprache für gute Schüler", bedauert der langjährige Vorsitzende der französischen Deutschlehrer-Vereinigung ADEAF, Frédéric Sauvage.
Französisch ist nur in einzelnen Regionen beliebt
In Deutschland sind die Zahlen etwas weniger dramatisch: Laut Statistischem Bundesamt lernen derzeit 6,6 Millionen Schüler Englisch und immerhin noch 1,6 Millionen Französisch als erste Fremdsprache. Doch deren Anteil ist ebenfalls rückläufig - und dies trotz des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags und aller darin vereinbarten Austausch- und Förderprogramme. Außerdem gibt es große regionale Unterschiede. Während Schüler im Saarland und in Baden bevorzugt Französisch als Fremdsprache wählen, halten sie sich in Brandenburg und Nordrhein-Westfalen sehr zurück.
In Deutschland fürchteten viele Eltern, ihre Kinder würden mit Französisch überfordert, meint ein Sprecher des Kultusministeriums von Baden-Württemberg. Dort waren Elternvereine sogar - vergeblich - vor Gericht gezogen, weil ab dem kommendem Schuljahr in den grenznahen Grundschulen Französisch Pflichtfach werden soll.
Ziel des Elysée-Vertrags verfehlt
"Insgesamt wird heute weniger Französisch gelernt als vor 20 Jahren", sagt Romanistikprofessor Meißner. Dabei hatten Konrad Adenauer und Charles de Gaulle im Élysée-Vertrag 1963 doch ausdrücklich die "wesentliche Bedeutung" der Sprachkenntnisse für die deutsch-französische Zusammenarbeit gewürdigt und sich das Ziel gesetzt, die Schülerzahlen in diesen Fächern zu erhöhen.