Petersberger Klimadialog Suche nach Wegen zum 1,5-Grad-Ziel
Wie kann der Kampf gegen den Klimawandel finanziert werden? Und wie könnte ein globaler Fahrplan für die Energiewende aussehen? Darüber beraten heute und morgen Vertreter von rund 40 Staaten beim Petersberger Klimadialog in Berlin.
In Berlin beraten Vertreterinnen und Vertreter aus 40 Staaten zwei Tage lang über den weiteren Kurs im Kampf gegen den Klimawandel. Der sogenannte Petersberger Klimadialog dient der Vorbereitung der nächsten Weltklimakonferenz COP 28, die vom 30. November bis 10. Dezember in Dubai stattfinden wird.
Die Konferenz soll aus Sicht der Bundesregierung "eine zentrale Wegmarke werden, um die Welt auf den 1,5-Grad-Pfad zu führen", wie die Vize-Regierungssprecherin Christiane Hoffmann sagte. Das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen, gilt angesichts der bisherigen Klimaschutzbemühungen als zunehmend unrealistisch. Der Bericht des Weltklimarats (IPCC) hat gezeigt, dass das Ziel voraussichtlich für viele Jahre überschritten wird, ehe die globale Durchschnittstemperatur wieder sinkt - und auch das nur, wenn die Länder deutlich schärfere Klimaschutzmaßnahmen umsetzen.
Beratungen über Klimafinanzierung
Ein zentrales Thema des Treffens dürfte die internationale Finanzierung der Maßnahmen für den Klimaschutz sein. Außerdem soll es um einen Fahrplan zum globalen Ausbau Erneuerbarer Energien sowie um den schrittweisen Abschied von fossilen Energieträgern gehen.
Zum Auftakt des Petersberger Klimadialogs wird sich heute UN-Generalsekretär Antonio Guterres mit einer Videobotschaft an die Teilnehmer wenden. Im Anschluss will Bundesaußenministerin Annalena Baerbock die Konferenz formell eröffnen. Für morgen ist auch eine Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz geplant.
Kritik an Rolle der Emirate
Für Kritik sorgte im Vorfeld erneut die Tatsache, dass die Vereinigten Arabischen Emirate als einer der größten Ölproduzenten der Welt sowohl Gastgeber der diesjährigen Weltklimakonferenz sind als auch gemeinsam mit Deutschland als Ausrichter des Petersberger Klimadialogs auftreten. Sultan Ahmed al-Dschaber ist Industrieminister der Vereinigten Arabischen Emirate und zugleich Chef des staatlichen Ölkonzerns Adnoc. Er soll die Welklimakonferenz Endes des Jahres leiten und wird auch beim Petersberger Klimadialog eine Rede halten.
Greenpeace sei mit Blick auf al-Dschabers Rolle "zutiefst beunruhigt", sagte der geschäftsführende Vorstand Martin Kaiser der Nachrichtenagentur dpa. Er sprach von einem gefährlichen Präzedenzfall und einem beispiellosen Interessenkonflikt. "Das ist so, als ob das Umweltbundesamt vom Chef von VW geleitet würde." Die Vereinten Nationen müssten dem einen Riegel vorschieben. Brice Böhmer von Transparency International sagte der Nachrichtenagentur dpa, dass klare Regeln der UN zur Vermeidung solcher Interessenkonflikte erforderlich seien. Al-Dschabers Nominierung gefährde die Glaubwürdigkeit der UN. Ein Boykott der COP28 in Dubai sei aber nicht sinnvoll, weil dies Korruption und unangemessene Einflussnahme eher noch stärken würde.
Der Petersberger Klimadialog wurde 2010 von der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel ins Leben gerufen. Das Treffen bringt jährlich ausgewählte Staaten zusammen, um die Weichen für erfolgreiche Verhandlungen bei den folgenden Weltklimakonferenzen zu stellen. Der erste Petersberger Klimadialog fand auf dem namensgebenden Petersberg in Bonn statt. Seither findet das Treffen in Berlin statt.