Reaktion auf PISA-Studie "Mittelmaß ist nicht unser Anspruch"
Mit Sorge hat Bildungsministerin Karliczek auf die PISA-Studie reagiert und eine "Kraftanstrengung für bessere Bildung" gefordert. Auch Industrie und Gewerkschaften schlagen Alarm.
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hat sich besorgt über die Leistungen der deutschen Schüler in der neuen PISA-Studie gezeigt. Die von den Forschern der OECD festgestellte abflachende oder zunehmend negative Entwicklung könne "Mittelmaß nicht unser Anspruch sein", sagte die CDU-Politikerin.
So mache ihr Sorge, dass die Gruppe der leistungsschwachen Schüler wachse und gleichzeitig die Gruppe der leistungsstarken Schüler stagniere. "Wir brauchen eine nationale Kraftanstrengung für bessere Bildung", sagte Karliczek. Deutschland scheue nicht den Vergleich mit den ganz leistungsstarken Ländern. "Da wollen wir hin", sagte die Ministerin.
Der Kieler Bildungsforscher Olaf Köller sieht "Anlass für Alarm". Die sogenannte Risikogruppe der 15-Jährigen, die nicht richtig schreiben und rechnen könnten, sei mit 21 Prozent "wieder fast so groß wie beim PISA-Schock vor zwei Jahrzehnten", sagte er "Zeit Online". In nicht gymnasialen Schulen liege ihr Anteil teilweise bei bis zu 30, 40 oder sogar 50 Prozent. "Das ist dramatisch", sagte Köller.
DIHK: Mit dem "Durchschnitt nicht zufrieden geben"
Auch die deutsche Industrie und der Gewerkschaftsbund sehen ernsthaften Anlass zur Sorge. Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Achim Dercks, verwies vor allem auf die deutschen Unternehmen, in denen Kenntnisse und Fähigkeiten in den Bereichen Naturwissenschaften, Mathematik und Lesen benötigt würden, um "einen guten Start ins Berufsleben zu finden". Deutschland dürfe sich "mit durchschnittlichen Ergebnissen nicht zufrieden geben", erklärte er. Nötig sei eine bessere Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern, forderte Dercks.
Die deutschen Schüler haben sich nach der neuesten PISA-Studie im internationalen Leistungsvergleich Pisa leicht verschlechtert.
Eine gemeinsame Bildungsstrategie von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialpartnern fordert die Vize-Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Elke Hannack . Mit dem geplanten Nationalen Bildungsrat biete sich die Chance, dafür einen Bauplan zu entwickeln. Hannack beklagte zudem, dass Deutschland bei der sozialen Auslese im Bildungssystem einen "traurigen Spitzenplatz" belege. Damit dürfe sich Deutschland nicht zufrieden geben.
GEW: Anstrengungen für mehr Chancengleichheit
Die Bildungsgewerkschaft GEW fordert Anstrengungen für mehr Chancengleichheit im deutschen Schulsystem. "Die große Abhängigkeit des Bildungserfolges von der sozialen Herkunft der Schülerinnen und Schüler bleibt die Achillesferse des deutschen Schulsystems", sagte Ilka Hoffmann, GEW-Vorstandsmitglied für den Bereich Schule gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
"Auch fast 20 Jahre nach dem PISA-Schock schafft es Schule nicht entscheidend, Nachteile abzubauen, die Kinder aus dem Elternhaus mitbringen", sagte sie. "Im Gegenteil: Der Lehrkräftemangel verstärkt das Problem." Die Schere gehe weiter auf. Aus Sicht der Gewerkschaft braucht Deutschland "einen Schulterschluss von Bund, Ländern und Kommunen, um länderübergreifende Anstrengungen für mehr Chancengleichheit zu stemmen".
Die deutschen Schüler haben sich nach der neuesten PISA-Studie im internationalen Leistungsvergleich PISA leicht verschlechtert. Sowohl im Lesen als auch in Mathematik und Naturwissenschaften erzielten sie etwas weniger Punkte als bei der vorherigen Pisa-Studie, die 2016 veröffentlicht wurde.