Jury der "Sprachkritischen Aktion" "Pushback" ist Unwort des Jahres 2021
Der Ausdruck "Pushback" ist das Unwort des Jahres 2021. Er beschönige einen Prozess der Abschiebung, der Menschen die Möglichkeit nehme ihr Grundrecht auf Asyl wahrzunehmen, begründete die Jury das Urteil.
Der Begriff "Pushback" ist zum Unwort des Jahres 2021 gekürt worden. Mit dem englischen Begriff für "zurückdrängen, zurückschieben" werde die Praxis von Europas Grenztruppen beschrieben, Flüchtende an der Grenze zurückzuweisen, sagte die Jury-Sprecherin der "Sprachkritischen Aktion", Constanze Spieß.
Mit der Verwendung des Ausdrucks werde "ein menschenfeindlicher Prozess beschönigt, der den Menschen auf der Flucht die Möglichkeit nimmt, das Menschen- und Grundrecht auf Asyl wahrzunehmen", so Spieß weiter. Die überwiegend aus Sprachwissenschaftlern bestehende Jury will mit dem Unwort des Jahres auf unangemessenen, verschleiernden oder diffamierenden öffentlichen Sprachgebrauch aufmerksam machen.
Begriff "Sprachpolizei" landet auf Platz zwei
Auf Platz zwei der Unwörter setzte die Jury den Begriff "Sprachpolizei". Damit würden Personen diffamiert, die sich unter anderem für einen angemessenen, gerechteren und nicht-diskriminierenden Sprachgebrauch einsetzten. Auf Platz drei kamen Vergleiche mit dem Nationalsozialismus, die im Zuge der Corona-Demonstrationen von Impfgegnern und -gegnerinnen verwendet wurden - etwa "Impfnazi" oder "Ermächtigungsgesetz" für Infektionsschutzgesetz.
Die Jury wählte das Unwort aus zahlreichen Vorschlägen aus, die Interessierte bis Ende des Jahres 2021 eingereicht hatten. Insgesamt gab es rund 1300 Einsendungen mit 454 unterschiedlichen Begriffen, von denen knapp 45 den Kriterien entsprachen. Unter den häufigsten Einsendungen waren demnach viele rund um die Corona-Pandemie wie "Boostern", "Covidiot" oder "Tyrannei der Ungeimpften".
2020 erstmals zwei Unwörter des Jahres
2020 waren erstmals zwei Begriffe zu Unwörtern des Jahres gewählt worden: "Corona-Diktatur" und "Rückführungspatenschaften". 2019 war "Klimahysterie" das Unwort des Jahres, 2018 "Anti-Abschiebe-Industrie". 2017 hatte die Jury die Wendung "alternative Fakten" zum Unwort des Jahres bestimmt, 2016 war es der Begriff "Volksverräter".