der vermutlich kürzeste Radweg Baden-Württembergs
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Baden-Württemberg Warum Fellbach einen nur zehn Meter langen Radweg hat

Stand: 07.04.2025 18:45 Uhr

Er wirkt etwas absurd, der nur zehn Meter lange Radweg in Fellbach-Schmiden. Zudem umgibt ihn ein regelrechter Schilderwald. Für die Stadt löst der Mini-Radweg jedoch einen Konflikt.

In Fellbach (Rems-Murr-Kreis) wurde aktuell ein neuer Radweg gebaut - für etwa zehn Meter Länge. Scheint absurd, dahinter steht aber ein längerer Streit, den die Stadt nun offenbar lösen konnte.

Beliebter Schleichweg, dann "Streit-Weg", jetzt Radweg

Die Karolingerstraße in Fellbacher Stadtteil Schmiden war früher ein beliebter Schleichweg. Allerdings ein nicht ganz ungefährlicher, denn die Karolingerstraße ist auch Schulweg zur Fröbelschule. Also wurde die Straße an einer Stelle künstlich verengt. Allerdings: An dem Durchlass von nur 1,50 Meter Breite knubbelte es sich zu Stoßzeiten daraufhin. Und das wiederum führte zu jeder Menge Ärger zwischen Fußgängern und Radlern.

Ein Grünbeet habe die Radverbindung zum Schulzentrum in Schmiden versperrt, so Birgit Orner von der Stabsstelle Radmobilität der Stadt Fellbach. "Radfahrende mussten absteigen und schieben. Viele Beschwerden sind bei uns eingegangen."

Bei uns gingen viele Beschwerden ein. Birgit Orner, Stabsstelle Radmobilität, Stadt Fellbach

Anwohner mussten Angst haben, umgefahren zu werden

Anwohner in Fellbach-Schmiden hatten Probleme mit rasenden Radfahrern.

Die Anwohner Thomas Winkler und Katharina Litzel hatten Stress mit rasenden Radlern.

Viele Radlerinnen und Radler seien auch gar nicht abgestiegen. So mancher Radler sei da richtig durchgeheizt, denn an der Stelle ist die Straße abschüssig, erzählen etwa die Anwohner Thomas Winkler und Katharina Litzel. Sie selbst fahren zwar auch Rad und kein Auto, aber: "Wenn wir rausgegangen sind, um den Müll rauszubringen, dann kamen die Radfahrer von ganz oben angeheizt, haben nicht auf die Anwohner geachtet. Man musste schon mit wachen Augen durch diesen Fuß- und Radweg gehen, dass man nicht umgefahren wird", sagt etwa Katharina Litzel.

Man musste als Anwohner schon arg aufpassen, dass man nicht umgefahren wird! Katharina Litzel, Anwohnerin

Kürzester Radweg: Gleich vier Schilder auf zehn Metern

Also wollte die Stadt Fuß- und Radverkehr trennen und stimmte sich mit Schule, Anwohnern und Verkehrsbehörde ab. Das Ergebnis: eine Verkleinerung des Grünbeets und ein Durchlass für den Radverkehr. Und man hat dort dann auch entsprechend beschildert, genauer gesagt sind auf den wenigen Metern Radweg gleich vier Schilder. Eigentlich würden hier keine Schilder benötigt, so die Stadt Fellbach, jedoch sei das auch eine sehr beliebte Abkürzungsstrecke für Motorradfahrer und -fahrerinnen, die das Wohngebiet nutzen, um Ampeln zu umfahren.

Auf Baden-Württembergs kürzestem Radweg braucht es noch vier Schilder.

Links Fußgänger, rechts Radler: Schilder weisen den Weg.

"Da es Menschen gibt, die Verkehrsregeln missachten und keine Rücksicht auf schwächere Verkehrsteilnehmer nehmen, haben wir uns dazu entschlossen deutlich zu kennzeichnen, dass hier nur Radfahrer fahren dürfen", sagt denn auch Szilard Szabo vom Amt für öffentliche Ordnung der Stadt Fellbach. "Unser Ziel ist es, die Schulwege sicher zu gestalten, ohne dass ständig kontrolliert werden muss."

Zehn Meter Radweg: Hätten es ein paar Poller nicht auch getan?

Aber dafür gleich ein Stück Radweg? Ulf Steinecke aus Waiblingen ist Tourguide beim regionalen Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC). Er freut sich zwar darüber, dass an dieser Stelle die Verkehrssicherheit verbessert wurde. Aber er frage sich, ob man mehr Sicherheit auch mit weniger Aufwand hätte erreichen können.

Ulf Steinecke aus Waiblingen, Tourguide im Fahrradclub ADFC

Ulf Steinecke aus Waiblingen, Tourguide im Fahrradclub ADFC, denkt, man hätte auch mit anderen Mitteln mehr Sicherheit erreichen können.

Man kann den Aufwand schon in Frage stellen. Ob nicht ein paar schöne Blumenkübel oder ein paar Poller genau den gleichen Zweck erfüllt hätten? Ulf Steinecke, Tourguide beim ADFC

Für die Anwohnerinnen und Anwohner scheint der Mini-Radweg mit Schilderwäldchen jedenfalls hilfreich. Er hat das Problem gelöst, wenn auch mit hohem Aufwand und hohen Kosten. "Man kann jetzt einfach ganz entspannt aus dem Haus gehen ohne nachzudenken", sagt Katharina Litzel. Vorausgesetzt natürlich, alle Nutzerinnen und Nutzer halten sich an die Trennung von Fuß- und Radweg.

Sendung am Mo., 7.4.2025 18:00 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW

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