Brandt-Kniefall vor 50 Jahren Steinmeier würdigt "Mut zur Versöhnung"
Vor 50 Jahren bat Willy Brandt mit seinem Kniefall in Warschau im Namen der Deutschen um Vergebung für die Nazi-Verbrechen. Zum heutigen Jahrestag würdigt Bundespräsident Steinmeier die historische Geste.
50 Jahre nach dem Kniefall Willy Brandts in Warschau hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Bedeutung der deutsch-polnischen Beziehungen gewürdigt. "Die Partnerschaft zwischen Deutschland und Polen ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Zukunft", sagte Steinmeier in einer Videobotschaft zum Jahrestag.
"Aber wir werden auch die Vergangenheit nicht vergessen. Nicht das Leid der Menschen in Polen, nicht den historischen Mut zur Versöhnung und auch nicht einen Kniefall, der uns an all das erinnert."
Die Videobotschaft des Bundespräsidenten wird am Vormittag in Warschau bei einer Kranzniederlegung am Denkmal der Helden des Warschauer Ghettos gezeigt.
Maas: Aussöhnung bleibt große Aufgabe
Außenminister Heiko Maas schreibt in einem Gastbeitrag für die "Passauer Neue Presse": Die Geste berühre heute wie vor fünfzig Jahren. "Die weitere Aussöhnung mit "unseren osteuropäischen Nachbarn - besonders Polen - bleibt unsere große Aufgabe, so der SPD-Politiker. Dazu verpflichte das Erbe Willy Brandts.
Brandts Geste habe "gerade wegen ihrer Menschlichkeit berührt und überzeugt", sagte Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) der "Rheinischen Post". CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak bezeichnete den Kniefall gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) als "Ausdruck eines friedlichen Deutschlands, das um Vergebung nach dem Zivilisationsbruch von Auschwitz bat".
Tief in die Herzen eingeschrieben
Brandt habe sich mit dieser Geste tief in die Herzen der Holocaust-Überlebenden und vieler Menschen in Polen eingeschrieben, sagte der Exekutiv Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner. Zudem habe er "der deutschen Nachkriegsdemokratie eine menschliche Legitimität und Glaubwürdigkeit verliehen, von der sie bis heute zehrt."
Der älteste Sohn des früheren Kanzlers, Peter Brandt, erklärte, die Geste habe "in der Tradition der abendländischen Christenheit" gestanden. Sie sei nicht als Unterwerfung, sondern als Demutsgeste gemeint gewesen, sagte er der "Rheinischen Post". Ob der Kniefall spontan oder geplant war, habe sein Vater auch der Familie nicht verraten. Seiner Mutter habe er nur gesagt: "Irgendetwas musste man tun."
Brandt war am 7. Dezember 1970 als erster westdeutscher Regierungschef nach dem Zweiten Weltkrieg nach Warschau gereist. Er legte einen Kranz am Ehrenmal für den Aufstand im jüdischen Ghetto 1943 nieder, und fiel auf die Knie und verharrte für eine halbe Minute. Die Bilder Brandts sind zur Ikone geworden; auf dem heutigen Willy-Brandt-Platz unweit des Denkmals erinnert ein Bronzerelief an den historischen Moment.