Alkoholwerbung Suchtbeauftragter will schärfere Regeln
Der Drogen- und Suchtbeauftragte der Bundesregierung fordert stärkere Einschränkungen bei der Alkoholwerbung. Vor allem Kinder und Jugendliche müssten geschützt werden. Irland sei hier ein Vorbild.
Der Drogen- und Suchtbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, dringt auf umfangreichere Einschränkungen bei der Alkoholwerbung und auf mehr Jugendschutz in Deutschland. "Um dem bestehenden Wildwuchs bei Alkohol und Tabakangeboten endlich den Riegel vorzuschieben, brauchen wir viel stärkere und ganz eindeutige Leitplanken etwa bei den Werbebeschränkungen", sagte er der Nachrichtenagentur dpa.
Alkoholwerbung müsse zuallererst dort unterbunden werden, wo sie vor allem Kinder und Jugendliche wahrnähmen: in sozialen Medien, im Internet, in den Hauptsendezeiten von Fernsehen und Radio bis zum späten Abend.
Ihm gehe es auch darum, dass die Altersgrenze beim Alkoholkauf von derzeit 16 Jahren für unter anderem Bier angehoben werde. Die Regelung, dass Jugendliche ab 14 Jahren im Beisein ihrer Eltern Alkohol trinken dürfen, sollte aus Sicht des Suchtbeauftragten ebenfalls abgeschafft werden.
Blienert hält die Pläne aus Irland zu Alkohol-Warnhinweisen für einen guten Ansatz.
Insgesamt zu laxer Umgang mit Alkohol
Der Umgang mit Alkohol sei in Deutschland insgesamt zu lax. Warnhinweise auf Etiketten, wie sie das EU-Mitglied Irland 2026 einführen will, seien ein Schritt in die richtige Richtung.
"Information über Risiken und mögliche Gesundheitsgefahren sind sicherlich in Irland wie auch bei uns ein guter Baustein, um Menschen aufzuklären, wie ungesund selbst kleine Alkoholmengen sind", sagte Blienert.
2026 führt Irland Warnhinweise ein
In Irland müssen ab 2026 Warnhinweise auf allen alkoholhaltigen Flaschen und Dosen gedruckt werden. Sie sollen auf Gefahren wie Lebererkrankungen oder Krebs aufmerksam machen. Ziel sei eine ausgewogene Entscheidung der Verbraucher, hatte Gesundheitsminister Stephen Donnelly gesagt. "Dieses Gesetz soll uns allen ein besseres Verständnis des Alkoholgehalts und der mit dem Alkoholkonsum verbundenen Gesundheitsrisiken vermitteln."
Auch in anderen EU-Staaten sind bereits Vorschriften in Kraft. In Frankreich etwa muss bei der Werbung auf Gefahren vor allem für Schwangere hingewiesen werden. Es brauche aber mehr, da solche Warnhinweise oft nur auf eine kleinere Gruppe abzielten, so Blienert.
Um striktere Regulierungen in dieser Legislaturperiode durchzusetzen, sei er unter anderem mit Bundesfamilienministerin Lisa Paus und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck im Gespräch, sagte Blienert. "Wir verschärfen die Regelungen für Marketing und Sponsoring bei Alkohol, Nikotin und Cannabis. Wir messen Regelungen immer wieder an neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und richten daran Maßnahmen zum Gesundheitsschutz aus", heißt es im Koalitionsvertrag der Ampel.
Alkoholhersteller setzen auf Selbstverpflichtungen
Nach Ansicht der Alkoholhersteller reichen die bisherigen Regelungen aus, wie ihre Verbände deutlich machen. Der Konsum von alkoholischen Getränken, insbesondere von alkoholhaltigem Bier, sei seit vielen Jahren rückläufig, betont der Deutsche Brauer-Bund.
Auch der Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen gehe seit Jahren zurück. Bald werde jeder zehnte in Deutschland gebraute Liter Bier alkoholfrei sein. Das Deutsche Weininstitut sowie der Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure setzen wie der Brauverband auf Selbstverpflichtungen.