Überfälle auf Geldtransporter Anklage gegen Reemtsma-Entführer Drach
Der frühere Reemtsma-Entführer Drach ist wegen Überfällen auf Geldtransporter angeklagt worden. Die Staatsanwaltschaft Köln wirft ihm unter anderem versuchten Mord vor. Im Mai war Drach an Deutschland ausgeliefert worden.
Die Staatsanwaltschaft Köln hat Anklage gegen den früheren Reemtsma-Entführer Thomas Drach wegen dreier Überfälle auf Geldtransporte erhoben. Sie wirft ihm unter anderem versuchten Mord und besonders schweren Raub vor, teilte das Landgericht Köln mit. Im Mai war Drach von den Niederlanden an Deutschland ausgeliefert worden, nachdem er im Februar in einer Amsterdamer Wohnung festgenommen worden war. Seitdem sitzt er in Köln in Untersuchungshaft.
Wie das Kölner Landgericht mitteilte, richtet sich die Anklage auch gegen einen mutmaßlichen Mittäter aus den Niederlanden. Mitangeklagt ist ein 52 Jahre alter Niederländer, der Drach geholfen haben soll. Die Vorwürfe sollen zunächst im sogenannten Zwischenverfahren geprüft werden.
Überfälle in Köln und Frankfurt
In den Jahren 2018 und 2019 soll Drach drei Überfälle auf Geldtransporte in Köln, am Flughafen Köln-Bonn sowie in Frankfurt am Main begangen haben. Er soll die Mitarbeiter der Transportunternehmen jeweils mit Waffengewalt überfallen und ihnen das von ihnen transportierte Geld abgenommen haben. Abgesehen gehabt habe er es damals auf die Tageseinnahmen zweier Ikea-Filialen sowie die Münzgelder für die Gepäckwagenstationen am Flughafen. In den ersten beiden Fällen soll er laut Anklagevorwurf ein Sturmgewehr vom Typ AK-47, im dritten Fall einen Revolver verwendet haben.
Der Vorwurf des versuchten Mordes bezieht sich auf den Überfall in Frankfurt. Dabei soll Drach dem Geldboten die Geldkassette entrissen haben und dann weggelaufen sein. Der Geldbote habe daraufhin einen Schuss auf den flüchtenden Drach abgegeben. Daraufhin habe dieser im Laufen auf den Geldboten geschossen und dabei dessen Tod billigend in Kauf genommen. Als Mordmerkmale sieht die Staatsanwaltschaft Habgier und Verdeckungsabsicht.
Zudem werden Drach angelastet: besonders schwerer Raub in drei Fällen, gefährliche Körperverletzung in zwei Fällen, Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz in zwei Fällen, Verstoß gegen das Waffengesetz, Urkundenfälschung und Brandstiftung in drei Fällen.
Festnahme in den Niederlanden
Insgesamt soll Drach bei den Raubüberfällen eine Summe von rund 141.831 Euro erbeutet haben. Der mitangeklagte 52-jährige Niederländer soll die zweite Tat gemeinschaftlich mit Drach begangen und beim dritten Überfall Beihilfe geleistet haben. In allen drei Fällen sollen die Täter jeweils das erste Fluchtfahrzeug angezündet haben. Das Landgericht Köln prüft nun, ob gegen Drach und seinen mutmaßlichen Komplizen ein hinreichender Tatverdacht besteht.
Jahrelang fehlte jede Spur von den Tätern. Durch die Auswertung der Videoaufzeichnungen zu dem Überfall am Flughafen Köln/Bonn und anschließende teils verdeckte Ermittlungen gelang es den Strafverfolgern, einen Fluchtwagen zu identifizieren und zu beschlagnahmen. Im Februar war Drach in den Niederlanden festgenommen und Anfang Mai nach Deutschland ausgeliefert worden. Er wird zu den gefährlichsten Schwerverbrechern Deutschlands gerechnet.
Reemtsma-Entführung im Jahr 1996
Drach gilt insgesamt als hochkriminell sowie bestens vernetzt im internationalen kriminellen Milieu. Im Jahr 1996 hatte er zusammen mit Komplizen Jan Philipp Reemtsma entführt, den Hamburger Erben der gleichnamigen Tabak-Dynastie. Für die Tat war Drach 2000 zu einer Haftstrafe von 14 Jahren und sechs Monaten verurteilt worden. Noch während seines Gefängnisaufenthalts wurde er wegen versuchter Anstiftung zur Erpressung erneut verurteilt. Im Oktober 2013 kam er frei.
Angesichts der Vorstrafen von Drach beantragte die Staatsanwaltschaft, ihn in der Sicherungsverwahrung unterzubringen. Auch eine psychiatrische Begutachtung des 60-Jährigen sei bereits in Auftrag gegeben worden.