Warnstreik der Lokführer Stillstand im Berufsverkehr
Der Tarifstreit bei der Bahn hat im Feierabendverkehr viele Berufspendler getroffen. Die Lokführergewerkschaft GDL legte zwischen 18:00 und 21:00 Uhr etliche S-Bahnen sowie Regional- und Fernzüge bundesweit lahm. Die Bahn warf der GDL Täuschung vor.
Ein Warnstreik bei der Bahn hat am Abend Zehntausende Berufspendler und Fernreisende getroffen. Besonders folgenreich seien die Arbeitsniederlegungen bei den S-Bahnen in Berlin, Hamburg, Hannover, Frankfurt, München und Stuttgart sowie in Nordrhein-Westfalen gewesen, teilte das Unternehmen mit. Im Fernverkehr waren nach Bahnangaben rund 50 Züge von den Streiks betroffen. Nach Angaben der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) standen 90 Prozent der Güter- und Personenzüge still oder hatten Verspätung. Der Warnstreik war zwar nur bis 21.00 Uhr angesetzt, aber die Folgen der Streikaktionen würden auch am Dienstag noch auf zahlreichen Strecken zu spüren sein, teilte die Bahn mit.
DB-Personalvorstand Ulrich Weber warf der GDL eine Täuschung vor. Anders als angekündigt sei nicht der Güterverkehr, sondern vor allem der Personenverkehr von den Arbeitsniederlegungen betroffen gewesen. "Die GDL hat Foul gespielt", sagte Weber.
GDL deutet neue Maßnahmen an
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatte vor dem Warnstreik ein neues Tarifangebot der Bahn abgelehnt und ihre Mitglieder zu einem bundesweiten dreistündigen Warnstreik im Personen- und Güterverkehr aufgerufen. GDL-Sprecher Stefan Musiol sprach in Frankfurt von erheblichen Auswirkungen auf den Bahnverkehr. Neben Lokführern waren auch Zugbegleiter und Lokrangierführer zur Arbeitsniederlegung aufgerufen.
GDL-Chef Claus Weselsky bereitete die Bahnfahrer auf weitere Behinderungen vor: "Wir gehen davon aus, dass wir eventuell noch ein, zwei Warnstreiks durchführen." Sollte die Bahn nicht einlenken, würde parallel über einen Dauerstreik abgestimmt.
Konkurrenzkampf zweier Gewerkschaften
In dem Tarifstreit geht es nicht nur ums Geld für die Beschäftigten, sonder auch um den Konkurrenzkampf zweier rivalisierender Gewerkschaften. Die GDL und die mitgliederstärkere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) buhlen um die Gunst der Beschäftigten.
In der laufenden Verhandlungsrunde stellt die GDL auch für Zugbegleiter und Lokrangierführer Forderungen. Sie möchte für rund 37.000 Beschäftigte fünf Prozent mehr Lohn, aber auch eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit um zwei auf 37 Stunden erreichen.
Die EVG verlangt sechs Prozent mehr Lohn, mindestens aber 150 Euro im Monat. Sie will für alle Beschäftigtengruppen verhandeln. Die GDL warf der Bahn eine Blockadehaltung im Tarifstreit vor. Das Management lehne es generell ab, mit der Gewerkschaft zu verhandeln.
In den kommenden Tagen könnte sich die Lage für Reisende zum Ferienende in mehreren Bundesländern verschärfen: Auch die Piloten-Gewerkschaft Cockpit hat mit neuen Streiks droht. Cockpit zufolge ist eine Lösung des Streits mit der Lufthansa nicht in Sicht. Dabei geht es vor allem um Regelungen zur Frührente.