Gespräche in Neu Delhi Westerwelle bereitet deutsch-indisches Treffen vor
Kanzlerin Merkel reist mit mit mehreren Bundesministern und einer großen Wirtschaftsdelegation nach Indien. In Neu-Delhi treffen sie sich mit der indischen Regierung zu ersten Konsultationen. Außenminister Guido Westerwelle warb vorab um Verständnis für die deutsche Energiewende.
Von Stephan Ueberbach, SWR, ARD-Hauptstadtstudio, z.Zt. Neu Delhi
Der Bundesaußenminister übernimmt das Vorauskommando. Einen Tag, bevor Angela Merkel nach Neu Delhi kommt, bespricht Westerwelle mit seinem indischen Amtskollegen Somanahalli Mallaiah Krishna letzte Einzelheiten der ersten deutsch-indischen Regierungskonsultationen. Neben der Kanzlerin werden auch die Minister Peter Ramsauer, Hans-Peter Friedrich, Annette Schavan und Thomas de Maizière teilnehmen.
Mit dem hochrangig besetzten Treffen will Berlin die Bedeutung der Beziehungen zu Indien unterstreichen. Die größte Demokratie der Welt gilt in Deutschland als wichtiger politischer Partner mit vielen gemeinsamen Zielen - etwa bei der Neuordnung der weltweiten Finanzmärkte, beim Anti-Terrorkampf oder der angestrebten Reform der Vereinten Nationen.
"UNO wird an Einfluss verlieren"
Gemeinsam mit Indien, Brasilien und Japan macht sich Deutschland für die Erweiterung des Weltsicherheitsrates stark. Westerwelle betont: "Es geht mir nicht zuerst darum, dass Deutschland einen eigenen Sitz im Sicherheitsrat ständig bekommt, sondern mir geht es darum, dass die Vereinten Nationen handlungsfähiger werden." Wenn es weiter so sei, dass ganze Kontinente nicht ständig im Sicherheitsrat sitzen, dass die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse unserer Zeit nicht ausreichend widergespiegelt werden, dann würden die Vereinten Nationen an Einfluss und an Autorität verlieren.
Indien ist außerdem ein zukunftsträchtiger Markt, auch für deutsche Unternehmen. 1,2 Milliarden Einwohner gibt es, das Land boomt. Die Regierung erwartet trotz der weltweiten Finanzkrise ein Wirtschaftswachstum von acht Prozent und mehr. Chancen gibt es vor allem für Klima- und Umwelttechnologie aus Deutschland. Nach der gerade beschlossenen Energiewende, Atomausstieg inklusive, gilt das erst recht, sagt der Bundesaußenminister.
Am Montagnachmittag traf er sich mit Rajendra Pachauri, dem Chef des Weltklimarats IPCC, der in Neu Delhi ein Rohstoff- und Energieforschungs-Zentrum leitet. Deutschland sei ein Land der absoluten Technologieführerschaft, wenn es um erneuerbare Energien geht. "Wenn wir es richtig machen, dann werden wir weltweit auch hier nach Indien unsere Technologien gut exportieren können, das kann auch ein wirtschaftlicher Erfolgsschlager im Export in der internationalen Zusammenarbeit für Deutschland werden und daran arbeiten wir", erklärte der deutsche Außenminister.
Deutsch-indisches Jahr startet im September
Auch der Kulturaustausch wird ausgebaut. Im September startet das deutsch-indische Jahr unter dem Motto: "Unendliche Möglichkeiten". In sieben Metropolen des Subkontinents wollen Vertreter aus Wirtschaft, Forschung, Wissenschaft und Kultur ein möglichst facettenreiches Deutschlandbild präsentieren. Erste Erfolge gibt es schon: Ab 2014 wird ein großer privater Schulverband in Zusammenarbeit mit dem Auslandsschulprogramm des Auswärtigen Amtes Deutschunterricht einführen. Dem Verband gehören 1000 Schulen mit rund einer Million Schülern an.