Fake-Shops in der Corona-Krise Abzocke mit der Angst
Betrüger nutzen die Corona-Pandemie, um möglichst schnell möglichst viel Geld zu machen. Über Online-Shops geben sie vor, Schutzkleidung, Desinfektionsmittel oder Schnelltests zu verkaufen.
Roman Engelbarts hatte getan, was in diesen Tagen viele Menschen tun: "Ich habe ganz normal bei Google nach Atemmasken gesucht. Ich bin dann über eine der Anzeigen auf eine Seite gestoßen." Mimty.de hieß der Shop, den er fand. Dort wurde ein einfacher OP-Mundschutz angeboten, zehn Stück zum saftigen Preis von 23,99 Euro. "Auf den ersten Blick wirkte die Seite sehr professionell, aufgeräumt und vertrauenserweckend", so Engelbarts. Er bestellte und bezahlte, doch geliefert wurde bis heute nichts.
Hinter der Seite steht ein 32-jähriger Münchner, der jüngst ins Geschäft mit Corona-Schutzkleidung eingestiegen ist. Wer seine Firma Shopiago anruft, wird mit einer Bandansage vertröstet. Beim Bewertungsportal Trustpilot finden sich fast 150 wütender und enttäuschter User, die Ähnliches wie Engelbarts berichten. Der Shopinhaber verweist gegenüber NDR und "Süddeutscher Zeitung" auf das Kleingedruckte auf seiner Internetseite. Sechs Wochen Lieferzeit stehe da, die Ware komme eben direkt aus China. Zudem gebe es auch mal Lieferschwierigkeiten. Aber Betrug? Auf keinen Fall. Wann er denn liefern könne? Darauf antwortet er nicht.
Profiteure der Krise
Die Krise rufe fragwürdige Geschäftemacher auf den Plan, sagt Katharina Grasl von der Verbraucherzentrale Bayern: "Wie immer in solchen Krisen gibt es auch hier viele Händler, die versuchen, aus der Krise Kapital zu schlagen und auf verschiedenste Weise Verbraucher abzocken wollen." Auch bei der Wettbewerbszentrale in Bad Homburg gehen seit Kurzem zahlreiche Beschwerden ein.
So werben Händler mit angeblichen Corona-Heilmitteln. Bestimmte Pilze könnten gegen das Virus helfen, heißt es bei einem, bei anderen werden Lutschpastillen oder Gurgelwasser angeboten. "Wer mit so etwas wirbt und damit Geld verdient, macht sich selbst zum Profiteur der Krise, indem er mit der Angst der Leute arbeitet", sagt Christiane Köber von der Wettbewerbszentrale.
Strafanzeigen verlaufen oft im Sande
Kapital schlagen wollen viele aus der Pandemie. Es gibt windige Garagenfirmen, die billig Organisiertes zu Wucherpreisen verkaufen, Händler, die großspurig anbieten, aber nicht liefern können, und Fakeshops erfundener Firmen, deren Hochglanz-Internetseiten von Betrügern nur zum Abkassieren erstellt wurden. Schutz-Shopping24.de ist so eine Seite, die in der Aufmachung nahezu perfekt ist und sicher viele arglose Kunden täuscht. Sie wirbt mit begehrten Waren: Atemschutzmasken, Desinfektionsmittel und Corona-Schnelltests.
Doch alles ist Betrug: Die Regensburger Firma im Impressum ist im Handelsregister unbekannt. Zahlen kann man nur per Vorkasse. Aber wer das tut, ist sein Geld mit ziemlicher Sicherheit für immer los. Denn die Bankkonten solcher Fakeshops sind gekapert. Wer wirklich dahinter steht, ist kaum festzustellen, Strafanzeigen verlaufen oft im Sande.
Seit Jahren ein großes Problem: Vier Millionen Menschen in Deutschland sind einer Umfrage von 2018 zufolge bereits auf Fakeshops reingefallen. Bei Carola Elbrecht vom Verbraucherzentrale Bundesverband landen die E-Mails von Verbrauchern, die solchen Betrügern aufgesessen sind. "Die Betrugsmaschen sind die gleichen, nur jetzt in neuem Gewand. Da wird jetzt alles auf das Coronavirus gemünzt", sagt Elbrecht.
Corona-Onlineshop ist offline
Engelbarts, der beim Onlineshop Mimty.de Atemschutzmasken bestellt hatte, hat wenigstens eine funktionierende E-Mail-Adresse, bei er sich beschweren konnte, was er auch getan hat - allerdings ohne Erfolg, wie er sagt: "Die haben mir gesagt, dass ich hätte sehen müssen, dass Lieferfristen für Bestellungen in Deutschland angegeben sind und dass sie mir das Geld leider nicht zurückerstatten könnten." Ob er sein Geld jemals wiedersieht, weiß er nicht. Seit dem Wochenende ist der Corona-Onlineshop nicht mehr erreichbar.