Jahresrückblick 1963 Deutsch-deutsches Verhältnis
Auch wenn es viele bedrohliche Situationen gibt, kann eine neue Berlin-Krise verhindert werden. Westdeutsche Politiker werben bei Staatsbesuchen überall auf der Welt um Verständnis für die Schicksalsfrage Deutschlands.
Am Jahresende erhalten die Berliner eine gute Botschaft. Für wenige Tage öffnet sich ihnen für einige Stunden die Mauer, die seit über zwei Jahren ihre Stadt durchschneidet. Für 17 Millionen Menschen in Mitteldeutschland bleiben aber auch in diesem Jahr die Verwandten im anderen Teil Deutschlands unerreichbar. Wie viele Menschen bei dem Versuch, die Grenze zu überschreiten, verletzt werden oder umkommen, ist nur den Behörden der Zone bekannt. Die meisten Durchbruchsversuche an der Berliner Mauer scheitern.
Die drei Westmächte müssen ihr Recht auf freie Verkehrswege wiederholt behaupten. Auch wenn es viele bedrohliche Situationen gibt, kann eine neue Berlin-Krise verhindert werden.
Im Reichstagsgebäude in Berlin, dem Wahrzeichen der Einheit, arbeiten wieder frei gewählte Parlamentarier. Am 11. November ist die Wiederherstellung des Südflügels abgeschlossen und Schatzmeister Werner Dollinger übergibt Bundestagspräsident Eugen Gerstenmaier die Schlüssel Hauses.
Werben für die deutsche Einheit
Überall in der Welt werben deutsche Politiker um Verständnis für die Schicksalsfrage Deutschlands. Den Iran besucht Bundespräsident Heinrich Lübke im Herbst. In Indonesien zeigt Präsident Achmed Sukarno Verständnis für die Situation Deutschlands. Betont freundschaftlich wird Lübke in Japan begrüßt. Letzte Station dieser Reise sind die Philippinen.
Ebenfalls im November reist der Regierende Bürgermeister von Berlin nach Afrika. Willy Brandt spricht in Kenia und sieben weiteren Ländern mit Regierungschefs und Politikern Afrikas über den Anspruch auf Selbstbestimmung Deutschlands und die Auswirkung der Spaltung Deutschlands für den Weltfrieden.
Wahlen in Deutschland
Die Wahlen in Berlin zeigen die politische und wirtschaftliche Stabilität des freien Teils der Stadt. Die kommunistische SED muss eine vernichtende Niederlage einstecken. Sie kann nur 1,3 Prozent der Stimmen für sich gewinnen.
In der Bundesrepublik wählen 1963 drei Länder: Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Bremen. Splitterparteien sind auch in den Landtagen kaum noch vertreten. Der Zug zu den großen Parteien setzt sich fort.