Jahresrückblick 1963 Europa auf dem Weg zur Einigung
Auf dem Weg zur Einigung gibt es Rück- und Fortschritte: Frankreich legt sein Veto gegen einen Beitritt Großbritanniens in die EWG ein. Als eine seiner letzten Amtshandlungen unterzeichnet Bundeskanzler Adenauer mit Frankreichs Präsident de Gaulle den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag.
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Für die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) beginnt das Jahr 1963 mit einem Schock. Frankreich legt bei einer Sitzung des EWG-Ministerrates in Brüssel gegen den Beitritt Großbritanniens in die EWG sein Veto ein. Bis in die letzten Tage des Jahres wird um Bestand und Fortentwicklung des gemeinsamen Marktes gerungen. Oft stehen sich die Meinungen schroff gegenüber, immer wieder aber siegt die Einsicht, dass sich die europäischen Staaten in der Welt von morgen nur vereint behaupten können.
Deutsch-französischer Freundschaftsvertrag
Die Bundesrepublik und Frankreich machen Anfang des Jahres in Paris einen entscheidenden Schritt in Richtung europäischer Einheit. Am 22. Januar unterzeichnen Bundeskanzler Konrad Adenauer und Staatspräsident Charles de Gaulle den Vertrag, der 400 Jahre völkerrechtliche Rivalität beenden soll. In diesem Vertragsdokument sind die Grundsätze der Zusammenarbeit zwischen Frankreich und der Bundesrepublik unkündbar niedergelegt. Mit der Umarmung von de Gaulle und Adenauer nach der Unterzeichnung des Vertrages wird die Versöhnung der beiden Länder symbolisch gefestigt.
Spannungen innerhalb der EWG
An der Agrarpolitik entzündet sich ein grundsätzlicher Streit zwischen Frankreich und der Bundesrepublik. Das große Problem besteht darin, nationale Interessen den Bestrebungen denen des gemeinsamen Marktes unterzuordnen. Überschattet werden die Verhandlungen durch Unruhe unter deutschen und französischen Bauern, die gegen Überangebot und Preisverfall demonstrieren.
"Hähnchen-Krieg" mit den USA
An der Frage der internationalen Zollsenkung entbrennt der so genannte Hähnchen-Krieg zwischen der EWG und den USA. Die USA fordern geringere Einfuhrbelastungen. Der Streit endet zunächst mit einem Kompromiss, der die Schwierigkeiten eines weltweiten Zollabbaus verdeutlicht.
Militärische Zusammenarbeit
In der militärischen Zusammenarbeit ist sich der Westen prinzipiell einig. Um die Bereitschaft der nordatlantischen Verteidigungsgemeinschaft zu erproben, beginnt am 22. Oktober das Luftbrückenmanöver "Big Lift". Mit leichtem Gepäck angereiste Soldaten der US-Armee werden in Europa mit schwerem Gerät ausgerüstet und sollen unter kriegsähnlichen Bedingungen einen Angriff aus dem Osten abweisen. Befürchtungen Europas, die USA wollen ihre militärischen Stützpunkte in der Bundesrepublik verringern, werden von der US-Regierung zerstreut.