Korrespondent in Athen Moritz Pompl

Moritz Pompl

Meinen ersten Arbeitstag im Studio Athen werde ich wohl nie vergessen. Um neun Uhr morgens sollte der Umzugslaster kommen. Doch dann, mitten in der Nacht: Das größte Zugunglück in der Geschichte Griechenlands. Statt Kisten auspacken hieß es: Ein Bericht nach dem anderen, Live-Schalten Schlag auf Schlag. Einmal vom Hörfunk-Platz aus, dann wieder TV-Schalten vom Dach, mit der Akropolis im Hintergrund. So unendlich traurig das Unglück war – uns als Team hat es gleich mal zusammengeschweißt. Es ist ein klasse Gefühl, mit phantastischen KollegInnen zusammenarbeiten zu dürfen und Stress-Situationen gemeinsam zu meistern – sowohl hier in Athen als auch im „Mutter-Studio“ Rom.

Als Korrespondent in Griechenland werde ich sicher öfter über Krisen berichten. Für viele Griechinnen und Griechen ist die Finanzkrise immer noch nicht ausgestanden; zuletzt hat sich die Situation vieler Familien durch Corona und den Ukraine-Krieg merklich verschlechtert. Die verheerenden Erdbeben in der Türkei und in Syrien haben die Angst vor einer neuen Flüchtlingskrise genährt. Wenn Erdogan Kampfflugzeuge über griechische Inseln schickt, wird klar, wie fragil der Frieden in der Region ist. Und mit der (zunehmenden) Hitze im Sommer sind neuerliche, schwere Waldbrände vorprogrammiert.

Insbesondere freue ich mich aber auf die vielen schönen Geschichten, über die ich von hier berichten will. Ich finde: Wir haben als Korrespondenten eine große Verantwortung, vor allem auch die positiven Seiten zu zeigen. Nicht die der „Pleitegriechen“, die „ihre Hausaufgaben machen“ sollten. Sondern auch die Seite der GriechInnen, die es schaffen, mir zuhause innerhalb von drei Tagen verdammt schnelles Internet zu installieren. Die inzwischen bei der Digitalisierung vielfach weiter sind als Deutschland. Die gleichzeitig lachen, musizieren, tanzen und vor Kreativität nur so strotzen. Und deren Gastfreundschaft einfach umwerfend ist.

Großgeworden bin ich in Altdorf bei Nürnberg. Nach dem Abitur, Zivildienst an der Nordsee und einer ausgedehnten Südamerika-Reise wusste ich endlich, was ich studieren will: Humanmedizin in Heidelberg und Montpellier, mit Doktorarbeit am Tropeninstitut der LMU München über unaussprechliche, mikroskopisch kleine Parasiten. Meinen Weg in den Journalismus habe ich über die Wissenschaftsredaktionen beim Bayerischen Rundfunk und der Süddeutschen Zeitung gefunden.

Nach meinem Programmvolontariat beim BR habe ich als Videojournalist u.a. für Quer, die Rundschau und Wir in Bayern gearbeitet. Zahlreiche Vertretungen für Hörfunk und Fernsehen haben mich nach Berlin, Buenos Aires und Rom geführt.

Moritz Pompl berichtet seit März 2023 für die ARD aus Athen.

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