Oscar-Beitrag "Das Lehrerzimmer" Begeisterung über den "Thriller zum Nägelabkauen"
US-Medien sind vom deutschen Oscar-Kandidaten begeistert: "Das Lehrerzimmer" ist als "Bester Internationaler Film" nominiert. Regisseur Ilker Çatak und Hauptdarstellerin Leonie Benesch haben aber keine sehr großen Erwartungen.
Auf dem Sunset Boulevard in West Hollywood: Die Sonne strahlt hell, Regisseur Ilker Çatak muss im ARD-Interview die Augen zusammenkneifen. Seine Stimmung kurz vor dem Oscar-Abend ist gut - aber auch nüchtern, was die Siegeschancen angeht:
Ganz ehrlich, wir sind ein krasser Außenseiter. Es ist ein schöner Anlass, und wir werden uns die Show ansehen - aber ich habe ehrlich gesagt nicht so viele Erwartungen.
Regisseur Ilker Çatak stapelt vor der Oscar-Vergabe tief.
"Ein Thriller zum Nägelabkauen"
"The Teachers' Lounge" heißt sein Film "Das Lehrerzimmer" auf englisch. Es sei ein "Thriller zum Nägelabkauen" schreiben amerikanische Medien.
Çataks Film erzählt von Diebstählen an einer Schule. Um herauszufinden, wer dahintersteckt, sollen die Kinder ihre Geldbeutel vorzeigen - "alles freiwillig, aber wer nichts zu verbergen hat …", heißt es im Film.
Schnell liegt der Verdacht bei einem türkischstämmigen Schüler, dessen Eltern geradezu verhört werden. Die idealistische junge Lehrerin Carla Nowak, gespielt von Leonie Benesch, wittert Rassismus. Prallt mit ihrer Kritik aber bei den Lehrerkollegen ab.
Nowak hat einen anderen Verdacht: Sie macht ein Video im Lehrerzimmer und beschuldigt eine Schulangestellte. Beim Versuch, das vermeintlich Richtige zu tun, gerät Nowak selbst ins Kreuzfeuer - zwischen Lehrern, Schülern und Eltern.
Blick auf eine veränderte Debattenkultur
"Die ganze Zivilisation im Klassenzimmer", schreibt die "New York Times" über den deutschen Oscar-Kandidaten, weil es um mehr gehe als nur das Biotop Schule. Der Film sei universell, weil es um eine veränderte Debattenkultur gehe - nicht nur in Deutschland, sagt Hauptdarstellerin Benesch:
Alle wollen herumkrakeelen, alle wollen recht haben. Und der Dialog geht verloren. Das ist auf der Welt überall recht aktuell."
Über die Nominierungen ist sie einfach nur glücklich, sagt Benesch weiter: "Es ist das höchste der Gefühle, dass wir nominiert sind mit diesem kleinen, feinen Film."