Sänger soll Deutschland beim ESC vertreten Xavier Naidoo - eine umstrittene Nominierung
Xavier Naidoo soll Deutschland beim Eurovision Song Contest vertreten. An der Entscheidung gibt es massive Kritik: Der Sänger eckte immer wieder durch provokante Thesen an. Vorwürfe, antisemitisch oder homophob zu sein, weist er jedoch zurück.
Keine Frage, er ist beliebt: Der Vorzeige-Schmusesoulsänger Deutschlands, generationsübergreifender Hitlieferant, Star von Musik- und Castingshows, Interpret des inoffiziellen Songs zum Sommermärchen 2006. Da scheint es nur konsequent, dass Xavier Naidoo Deutschland beim Eurovision Song Contest vertreten soll.
Allerdings gefällt die Entscheidung nicht jedem. Insbesondere im Netz wird die Nominierung kritisiert: Naidoo falle seit Jahren immer wieder durch Aussagen auf, die verschwörungstheoretisch, homophob oder antisemitisch interpretierbar seien.
Das bestreitet der Sänger jedoch: "Mit meinem ganzen Wesen stehe ich für ein weltoffenes und gastfreundliches Deutschland und einen respektvollen sowie friedlichen Umgang miteinander", antwortete der Sänger auf Kritik an seinen Äußerungen dem NDR zufolge. Er sei froh, in einem "bunten" Deutschland zu leben, mit einer Vielfalt an Lebensentwürfen und Religionen. "Ich habe auch immer betont, dass ich die Auffassung der sogenannten Reichsbürger nicht teile, von denen ich mich auch öffentlich deutlich distanziert habe."
Er stehe für Meinungsfreiheit, erklärte Naidoo. "Es ist allerdings schade, dass Menschen, die mich ganz offensichtlich nicht kennen, aufgrund unzutreffender Darstellungen substanzlos und schlecht über mich reden."
Deutschland kein souveränes Land?
"Wir sind immer noch ein besetztes Land" - diesen Satz hatte er im Oktober 2011 im ARD Morgenmagazin mitten in einem launigen Interview gesagt. Er fügte noch hinzu: "Deutschland hat keinen Friedensvertrag - und dementsprechend ist Deutschland kein echtes Land."
Seitdem vertrat Naidoo diese These konsequent weiter, so auch in Reden, die er 2014 am Tag der Deutschen Einheit in Berlin hielt - zeitweise bekleidet in einem T-Shirt mit der Aufschrift "Freiheit für Deutschland". Eine der Ansprachen fand auf der Bühne von "Reichsbürgern" statt, die ebenfalls Deutschland die Souveränität absprechen und oft Verbindungen in rechtsextremistische Kreise haben. Im SWR verteidigte der Sänger seinen Auftritt: "Ich möchte auf Menschen zugehen. Auch zu 'Reichsbürgern'. Auch auf die NPD. Das ist mir alles Wurst."
Auch bei anderen Themen eckte der Sänger an, der indische und afrikanische Wurzeln hat. So sah die Amadeu-Antonio-Stiftung die Zeile "Baron Tothschild gibt den Ton an und er scheißt auf euch Gockel. Der Schmock is’n Fuchs und ihr seid nur Trottel" aus dem Lied "Raus aus dem Reichstag" als antisemitisch an. Naidoo wehrte sich juristisch gegen den Vorwurf, die Stiftung stimmte einem Vergleich zu.
"Er steht für Werte wie Frieden, Toleranz, Liebe."
Der für den ESC zuständige ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber hält die Vorwürfe ebenfalls für unberechtigt. Auf der ESC-Website schrieb er: "Xavier Naidoo ist weder rechtspopulistisch noch homophob oder antisemitisch. Xavier ist als Kind selber massiv diskriminiert worden und hat Schläge bekommen, weil er keine weiße Hautfarbe hat. Sein Vater ist - so hat er mir erzählt - nur durch die Hilfe eines jüdischen Onkels überhaupt nach Deutschland gekommen. Seit Jahren setzt er sich für die deutsch-israelische Freundschaft ein, engagiert sich für Flüchtlinge (ohne jedes Mal darüber zu reden), arbeitet mit zahlreichen Menschen zusammen, die in den unterschiedlichsten Lebensentwürfen leben. Xavier Naidoo steht seit Langem für Werte wie Frieden, Toleranz, Liebe."