
Im Alter von 81 Jahren Theaterregisseur Wolfgang Engel ist tot
Nicht nur seine Inszenierung von "Warten auf Godot" sorgte in Dresden einst für einen Theaterbesucher-Ansturm. Jetzt ist mit Wolfgang Engel einer der großen Regisseure der DDR gestorben.
Der Regisseur Wolfgang Engel, einer der bedeutendsten Theatermacher der DDR, ist tot. Er starb gestern im Alter von 81 Jahren. Das teilte eine Sprecherin des Theaters Leipzig unter Berufung auf Angaben der Familie mit.
In Leipzig war Engel von 1995 bis 2008 Intendant. Daneben zählte das Staatsschauspiel Dresden zu den wichtigsten Stationen seiner Bühnen-Karriere. Die begann in seiner Geburtsstadt Schwerin: Direkt nach dem Abitur absolvierte Engel, der am Tag des Mauerbaus 18 Jahre alt wurde, am Mecklenburgischen Staatstheater eine Schauspielausbildung. Bis 1974 war er dort Bühnenarbeiter, Schauspieler, Regieassistent und schließlich Regisseur.
Dann wechselte der Sohn einer Verkäuferin und eines Beamten nach Sachsen; zunächst an die Landesbühnen in Radebeul, dann 1980 ans Staatsschauspiel in Dresden. Dort reihte sich Engel mit aktualisierten Klassiker-Fassungen und Heiner-Müller-Werken in die erste Reihe der Regisseure in der DDR ein.
Legendäre DDR-Erstaufführung von "Warten auf Godot"
Ob mit Schillers "Maria Stuart", Goldonis "Diener zweier Herren" oder der legendären und beim Publikum beliebten DDR-Erstaufführung von Becketts "Warten auf Godot": Engel avancierte in Dresden zum Meister der politischen Metapher. Zum SED-Staat blieb er auf Distanz, den DDR-Nationalpreis lehnte der Theatermann 1989 ab.
In den 1980er-Jahren wurden seine Produktionen auch im Westen aufgeführt: In Saarbrücken stand 1983, 1984 und 1986 je eine Dresdner Engel-Inszenierung auf dem Programm. 1988 begeisterten seine "Nibelungen" dann in Düsseldorf, wo sie "als eine andere Form der Aufarbeitung deutscher Geschichte" gefeiert wurden. Jahre später sagte Engel, die Zeit in Dresden sei beruflich die wichtigste seines Lebens gewesen.
Zwischen Ausverkauf und leeren Sälen
Nach dem Fall der Mauer ging Engel zunächst ganz in den Westen - als Spielleiter am Schauspiel in Frankfurt/Main. Doch Mitte der 1990er-Jahre kehrte der Regisseur wieder nach Sachsen zurück. Er wurde Intendant am Schauspiel Leipzig. Dort sorgte er mit zwei Event-Inszenierungen - einem siebenstündigen "Faust" und einem achtstündigen "Wallenstein" - für ausverkaufte Säle.
Doch in vielen anderen Vorstellungen blieben Zuschauer aus. In der Spielzeit 2006/07 lag die Auslastung der Bühne bei 66 Prozent. "Letztendlich haben wir nicht genügend Zuschauer erreicht. Ich bin ein wenig ratlos", sagte Engel kurz vor seinem Abschied im Jahr 2008.
"Die Lust am Theater bleibt"
Mit 65 Jahren nahm er seinen Hut als Intendant. Zum Abschied sagte Engel der Nachrichtenagentur dpa über seine Zukunft: "Die Lust am Theater bleibt." Und, heute aktueller denn je: "In Zeiten des Mangels ist es wichtig, besonders viel Theater zu machen."
Denn das Theater sei einer der letzten Kommunikationsorte. "Hier kommen Alt und Jung zusammen und miteinander ins Gespräch." 2011 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Deutschen Theaterpreis "Der Faust" geehrt.