Ein Strandkorb steht bei schönem Wetter an der Ostsee.

Wetterthema Land-Seewind

Stand: 20.08.2024 08:41 Uhr

Wieso ist es am Strand oft nachmittags bewölkt?

Von Tim Staeger, ARD-Wetterkompetenzzentrum

Bei ruhigem Hochdruckwetter gibt es am Badestrand einen typischen Ablauf des Wettergeschehens. Morgens ist es wolkenlos und windschwach. Im Tagesverlauf setzt ein Wind vom Meer ein und im Hinterland bilden sich meist harmlose Haufenwolken. Abends schläft der Wind ein und die Wolken lösen sich auf. Nachts lässt sich dann ein Wind beobachten, der in umgekehrter Richtung, also vom Land zum Meer weht, oft bilden sich dann in Küstennähe Wolken auf dem Meer.

Es handelt sich hierbei um das Land-Seewind-System, ein thermisch angetriebenes und nur in Küstenregionen auftretendes lokales Windsystem. Angetrieben wird dieses Windsystem von der unterschiedlich starken Erwärmung der Luftschichten über dem Land und dem Meer. Dies wiederum hat seine Ursache in der stark unterschiedlichen Wärmekapazität von Wasser und beispielsweise Sand.

Während zur Erwärmung von einem Kilogramm Sand etwa 0,8 Kilojoule notwendig sind, braucht es bei Wasser über 4 Kilojoule, also etwa fünfmal so viel Energie. Das hat zur Folge, dass sich die Luftschichten über der Landoberfläche durch die Sonneneinstrahlung vormittags schneller erwärmen, als über dem Meer. Die warme Luft dehnt sich aus, wird dadurch leichter und steigt auf. Dadurch entsteht an Land bodennah ein thermisches Tief und es bilden sich ab den Mittagsstunden die charakteristischen Haufenwolken (lat. Cumulus) entlang des Küstenstreifens.

Land-Seewind-System

Da in der Atmosphäre kein Vakuum entsteht strömt vom Meer Luft auf das Land nach, um die aufgestiegene Luft zu ersetzen. Das ist der sogenannte Seewind, der bei warmem und sonnigem Wetter oft als angenehm empfunden wird, dessen kühlende Wirkung einen jedoch die harte mittägliche UV-Strahlung unterschätzen lässt.

Auf dem Meer sinkt als Ausgleich Luft ab, weswegen dort ein thermisches Hochdruckgebiet entsteht und es somit dort tagsüber oft wolkenlos ist. Lässt der Strahlungsantrieb abends nach, schläft auch dieses lokale Windsystem wieder ein der Seewind lässt nach und die Bewölkung löst sich auf. Nachts kehren sich die Verhältnisse um: die Landoberfläche kühlt schneller aus, als die Meeresoberfläche und es stellt sich der aufs Meer gerichtete Landwind ein.