Wetterthema Regenrekorde
Das Tief "Anett" ist noch nicht ganz durchgestanden, aber schon jetzt wurden zahlreiche Regenrekorde aufgestellt.
In St. Pölten in Niederösterreich beispielsweise fielen seit Donnerstag 361 Liter Regen pro Quadratmeter – das ist in etwa der halbe Jahresregen. In Serak in Tschechien, nahe der polnischen Grenze im Altvatergebirge gelegen, waren es in diesem Zeitraum sogar 467 Liter, in Siegsdorf-Höll im Chiemgau 234 Liter.
Bei kräftigen Gewittern, die mit Starkregen, Hagel und Sturmböen einhergehen, fallen innerhalb kurzer Zeit große Regenmengen, die zu lokalen Überschwemmungen mit Erdrutschen und volllaufenden Kellern führen.
Als Unwetter werden hierbei Regenmengen über 25 Litern pro Quadratmeter innerhalb einer Stunde und mehr als 35 Litern innerhalb von sechs Stunden bezeichnet. Fallen innerhalb einer Stunde mehr als 40 Liter bzw. mehr als 60 Liter in sechs Stunden, spricht man sogar von extremen Unwettern.
Eine Untersuchung der Regenmengen zwischen 1951 und 2000 hat ergeben, dass in weiten Teilen Deutschlands 60 bis 80 Liter Regen innerhalb von 24 Stunden nur etwa einmal in 100 Jahren zu erwarten sind. Etwas höher liegen diese Werte im Schwarzwald und an den Alpen, wo erst 24-stündige Regenmengen über 100 Liter bzw. über 120 Liter pro Quadratmeter als Jahrhundert-Ereignis gelten.
Den bisherigen inoffiziellen deutschen Platzregen-Rekord hält Füssen im Allgäu. Dort sollen bei einem Gewitter am 25.5.1920 innerhalb von nur acht Minuten 126 Liter pro Quadratmeter gefallen sein. Das ist fast so viel wie das dortige Mai-Soll von 140 Litern. Der weltweit stärkste Platzregen wurde am 26.11.1970 auf Guadeloupe (Frz. Antillen) gemessen. Dort fielen innerhalb nur einer Minute sage und schreibe 38,1 Liter auf den Quadratmeter. Zum Vergleich: beim Duschen werden etwa 9 bis 18 Liter pro Minute verbraucht.
Innerhalb eines Tages fielen am 12.8.2002 in Zinnwald im Erzgebirge 312 Liter pro Quadratmeter, den Weltrekord hält Cilaos auf der Insel La Réunion bei Madagaskar, wo vom 15. auf den 16.3.1952 1870 Liter auf den Quadratmeter fielen. Hierzulande gelten verbreitet 60 bis 80 Liter pro Tag bereits als ein Jahrhundert-Ereignis, in den Bergen liegt diese Schwelle jedoch deutlich höher, da hier Staueffekte zu höheren Niederschlagssummen führen als im Flachland.
Die bisher höchste Jahressumme beträgt in Deutschland 3503 Liter auf den Quadratmeter, gemessen 1970 in Balderschwang im Allgäu. Dieser Wert verblasst jedoch gegenüber den 26 461 Litern, die von 1860 bis 1861 in Cherrapunji, gelegen am Fuße des Himalayas in Indien, registriert wurden. Das entspricht einer Wassersäule von über 26 Metern!