Toyota & Co. in der Krise Auch Japan setzt aufs Abwracken
Die März-Zahlen für Japans Autobauer waren verheerend: Minus 31 Prozent bei den Verkäufen im Inland; auf dem wichtigsten Exportmarkt USA waren die Rückgänge sogar noch stärker. Nun soll eine Abwrackprämie den Absatz ankurbeln. Doch nur eine stärkere Auslandsnachfrage könnte wohl wirklich helfen.
Von Peter Kujath, ARD-Hörfunkstudio Tokio
Hiroki Mochida hofft jetzt auf bessere Zeiten: "In Japan wurden, wie sie wahrscheinlich wissen, ab April die Autoerwerbssteuer und die Besteuerung des Hubraums reduziert. Durch diese Absenkungen, so unsere Schätzungen, werden im Jahr 310.000 Autos mehr verkauft werden können." Mochida ist bei JAMA, Japans Zusammenschluss der Automobilhersteller, zuständig für den Bereich Forschung und Planung. Er ist froh, dass sich jetzt auch die japanische Regierung stärker engagiert.
Auch in den Chefetagen von Honda, Mitsubishi oder Toyota hofft man auf die staatlichen Maßnahmen wie die japanische Abwrackprämie. Wer sich ein neues, umweltfreundliches Fahrzeug kauft und sein altes verschrottet, der erhält bis zu 250.000 Yen Zuschuss, umgerechnet etwa 1800 Euro. Angesichts von 31 Prozent weniger verkauften Autos in Japan und 37 Prozent weniger in den USA - dem wichtigsten Absatzmarkt für japanische Autobauer - im März scheinen solche staatlichen Maßnahmen derzeit das beste Rezept zu sein.
Toyota wagt keine Prognose
"Die Welt erlebt drastische Veränderungen. Das wirtschaftliche Umfeld ist derzeit extrem schwierig. Wir sind mit einer nie zuvor da gewesenen Notsituation konfrontiert", erklärte der noch bis Juni amtierende Toyota-Präsident Katsuaki Watanabe auf der Jahresabschluss- Pressekonferenz - und wollte nicht einmal Zahlen für 2009 nennen. Zu Recht, wie sich jetzt herausstellt, denn Experten gehen davon aus, dass Toyota nach 2008 auch im laufenden Fiskaljahr einen Verlust erwirtschaften wird. Das wäre der zweite in der Unternehmensgeschichte - obwohl es Toyota geschafft hat, mit seinem Hybrid-Modell Prius weltweit einen Erfolg zu landen und dem Unternehmen einen grünen Anstrich zu verschaffen.
"Die Tendenz zugunsten umweltfreundlicher Fahrzeuge wird auch bleiben, obwohl sich der Ölpreis wieder stabilisiert hat", erklärt JAMA-Experte Mochida. "Aber es gibt so viele verschiedene Ansätze: Hybrid-Autos, Elektrische Fahrzeuge, Wasserstoff-Antrieb. Jeder Hersteller untersucht derzeit, was der beste Weg ist, was was kostet und wie schnell sich das jeweils umsetzen lässt."
Sinkendes Interesse am eigenen Auto
Auch Mitsubishi gehörte zu einem der Vorreiter in Sachen Elektroautos und hatte nach seinen schweren Jahren vor allem auf kleinere Fahrzeuge und möglichst breite Absatzmärkte gesetzt. Doch mittlerweile hat das Unternehmen die gleichen Probleme wie alle japanischen Autohersteller. Deshalb wird es ohne eine Steigerung der Nachfrage in den USA, Europa aber auch den Schwellenländern wie China und Indien keine Verbesserung der Lage für die japanischen Automobil-Hersteller geben.
Denn in Japan haben sich die Werte vor allem bei der jüngeren Bevölkerung verschoben, wie Mochida einräumt: "Im vergangenen Jahr hat JAMA eine Umfrage bei Studenten gemacht, um herauszufinden, wie die jungen Menschen über das Auto, die Umwelt und Energieeffizienz denken. Das Ergebnis war eindeutig. Die jungen Leute halten die Umweltaspekte für sehr wichtig." Und sind, wie die Studie weiter belegt, immer weniger daran interessiert, selbst ein Auto zu besitzen – zumindest in den Ballungszentren Japans.