Insolvenz abgewendet 85-Milliarden-Dollar-Kredit für AIG
Vorsichtiges Aufatmen: Die US-Notenbank unterstützt den angeschlagenen Versicherer AIG mit einem 85-Milliarden-Dollar-Kredit, eine Pleite ist vorerst abgewendet. Im Gegenzug übernimmt sie 79,9 Prozent des Konzerns. Regierung und Notenbank hatten staatliche Hilfen für AIG bisher abgelehnt.
Die US-Notenbank kommt dem angeschlagenen weltgrößten Versicherungsriesen American International Group AIG mit einem Kredit von bis zu 85 Milliarden Dollar (60 Milliarden Euro) zu Hilfe. Wie die Notenbank Federal Reserve (Fed) mitteilte, soll der Rettungsplan ein "unkontrolliertes Versagen" des Instituts verhindern. Der Kredit soll eine Laufzeit von zwei Jahren haben. Als Sicherheit dient das gesamte Vermögen von AIG. Die amerikanische Regierung übernimmt knapp 80 Prozent der Kontrolle an dem Konzern und erhält ein Veto-Recht bei der Ausschüttung der Dividende.
Wie die Fed betonte, seien die Interessen der Steuerzahler durch die Kernbedingungen dieses Kredits geschützt. Das Paket sei in enger Abstimmung mit dem US-Finanzministerium erarbeitet worden. In einer ersten Reaktion begrüßte Präsident George W. Bush die Vereinbarung.
Kapitaldecke massiv angegriffen
In den Medien war kurz zuvor eine Insolvenz von AIG nicht mehr ausgeschlossen worden. Experten befürchteten für diesen Fall massive Auswirkungen auf die weltweiten Finanzmärkte. AIG hatte in den vergangenen neun Monaten fast 20 Milliarden Dollar Verluste angehäuft.
Keine Hilfe von Privatbanken
Regierung und Notenbank waren zunächst gegen staatliche Hilfen für AIG. Eine konzertierte Rettungsaktion innerhalb der Branche durch andere Versicherer und Banken sei aber nicht zustande gekommen, berichtete die "New York Times". Die beiden Privatbanken JP Morgan und Goldman Sachs waren gebeten worden, einen Kredit bereitzustellen.
Aufatmen an den Märkten
An den Märkten wurde die Rettungsaktion mit Erleichterung aufgenommen. Der Dax legte zu Handelsbeginn leicht zu. In Japan stieg der Nikkei-Index im Verlauf um 2,2 Prozent. Positive Nachrichten kamen auch von der insolventen Investmentbank Lehman Brothers. Die britische Barclays will für 1,75 Milliarden Dollar unter anderem die Kapitalmarkt-Sparte und das nordamerikanische Investmentbanking übernehmen. Insgesamt arbeiten in den Geschäftsteilen, die Barclays kauft, 10.000 der 25.000 Lehman-Mitarbeiter. Die Kreditkrise hatte erst zu Wochenbeginn mit dem "schwarzen Montag" der US-Finanzbranche einen weiteren dramatischen Höhepunkt erreicht. Die Investmentbank Lehman Brothers meldete Insolvenz an, nachdem die US-Regierung ihr staatliche Hilfen versagt hatte.
Morgan Stanley übertrifft Erwartungen
Für weitere Aufhellung sorgte die zweitgrößte US-Investmentbank Morgan Stanley, die nach Börsenschluss vergleichsweise gute Zahlen vorlegte. Der Überschuss lag im Ende August abgeschlossenen dritten Geschäftsquartal bei 1,4 Milliarden Dollar und damit deutlich über den Erwartungen von Analysten. Die Bekanntgabe der Zahlen war eigentlich erst für heute geplant. Angesichts der jüngsten Turbulenzen bei den Wettbewerbern Lehman Brothers und Merrill Lynch hatte sich die Bank aber zur früheren Veröffentlichung entschlossen.