Leichter Anstieg im Dezember Wieder mehr als drei Millionen Arbeitslose
Im Dezember ist die Zahl der Arbeitslosen wegen des Wintereinbruchs gestiegen: Rund drei Millionen Menschen waren ohne Job, 85.000 mehr als im Vormonat. Im Gesamtjahr 2010 profitierte der Arbeitsmarkt deutlich vom Wirtschaftsaufschwung. Die Arbeitslosenzahl lag im Schnitt bei 3,2 Millionen.
Die Arbeitslosenzahl ist im Dezember wieder knapp über die Drei-Millionen-Marke gestiegen. Nach Berechnungen der Bundesagentur für Arbeit (BA) waren im vergangen Monat 3.016.000 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 85.000 mehr als im November. Den Angaben zufolge führte der frühe und starke Wintereinbruch dazu, dass aus der Bauwirtschaft mehr Arbeitslose hinzukamen als zu dieser Jahreszeit üblich. Im Vergleich mit dem Dezember 2009 wurde allerdings im abgelaufenen Monat ein deutlicher Rückgang der Arbeitslosenzahl um 260.000 registriert. Die offizielle Arbeitslosenquote lag bei 7,2 Prozent und damit um 0,6 Prozentpunkte niedriger als ein Jahr zuvor.
Unter die weiter gefasste Definition der Unterbeschäftigung fielen im Dezember 4.097.000 Menschen. Das waren 30.000 mehr als im November und 395.000 weniger als vor einem Jahr. Die Unterbeschäftigung berücksichtigt neben den offiziell arbeitslos gemeldeten unter anderem auch Teilnehmer an Weiterbildungen und arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen sowie Arbeitnehmer in Altersteilzeit.
2010 waren 3,2 Millionen Menschen arbeitslos
Für das Gesamtjahr 2010 errechneten die BA eine durchschnittliche Arbeitslosigkeit von 3,244 Millionen Menschen. Das waren 179.000 weniger als 2009. Die Arbeitslosenquote sank um 0,5 Prozentpunkte auf 7,7 Prozent. "Der deutsche Arbeitsmarkt hat 2010 von der starken wirtschaftlichen Erholung profitiert", sagte BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise. "Gegenüber dem Krisenjahr 2009 ist die Arbeitslosigkeit gesunken, und die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und die Erwerbstätigkeit sind kräftig gestiegen", sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise. Die Arbeitslosigkeit sei so niedrig wie Anfang der 90er-Jahre.
Die Kurzarbeit werde noch in Anspruch genommen, aber nicht mehr in dem Maße wie 2009. Die aktuellsten Zahlen zur Kurzarbeit stammen aus dem Oktober 2010. Damals bezogen noch 220.000 Arbeitnehmer das konjunkturelle Kurzarbeitergeld und damit 856.000 weniger als im Oktober 2009.
Höchste Arbeitslosigkeit in Berlin
Die 16 Bundesländer verzeichneten im vergangenen Jahr große Unterschiede bei der Arbeitslosenquote. Am niedrigsten lag sie in Bayern mit 4,5 Prozent, in Baden-Württemberg mit 4,9 Prozent und in Rheinland-Pfalz mit 5,7 Prozent. Die höchsten Anteile Arbeitsloser verzeichneten Berlin mit 13,6 Prozent, Mecklenburg-Vorpommern mit 12,7 Prozent und Sachsen-Anhalt mit 12,5 Prozent.
Brüderle hält Vollbeschäftigung für realistisch
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle bezeichnete 2010 als ein Jahr des Erfolgs auf dem Arbeitsmarkt. Mit dem kräftigen Aufschwung sei die Beschäftigung auf ein historisches Hoch gestiegen, sagte er in Berlin. Angesichts der guten Konjunktur werde sich die Besserung am Arbeitsmarkt auch im laufenden Jahr fortsetzen, prognostizierte der Wirtschaftsminister. Die deutsche Wirtschaft habe den Weg aus der Krise gefunden, der Grundstein für ein nachhaltiges Wachstum sei gelegt. "Damit ist das Ziel der Vollbeschäftigung wieder in realistische Reichweite gerückt", sagte Brüderle. Auch Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen zeigte sich zuversichtlich. "Wir stehen besser da als vor der Krise", erklärte sie.
DGB kritisiert Gerede von Vollbeschäftigung
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) beurteilte die Lage am Arbeitsmarkt wesentlich kritischer. "Es ist absurd, vor dem Hintergrund der drei Millionen offiziell registrierten Arbeitslosen von Vollbeschäftigung zu schwärmen", sagte DGB-Vorstandsmitglied Claus Matecki in Berlin. 1,4 Millionen zusätzliche Arbeitslose befänden sich in meist perspektivlosen arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen. Jugendliche, Langzeitarbeitslose, Migranten und ältere Arbeitnehmer profitierten derzeit am wenigsten vom Aufschwung. Neue Beschäftigung entstehe vor allem in der Leiharbeit und in der Teilzeit.