Verhandlungen zwischen Arcandor und Metro Fusion von Karstadt und Kaufhof rückt offenbar näher
Eine Fusion der Kaufhausketten Karstadt und Kaufhof steht offenbar bevor. Darüber verhandelten in der Nacht die Chefs der Mutterkonzerne Arcandor und Metro - allerdings ohne eine Durchbruch zu erzielen. Die Bundesregierung berät heute über die dramatische Lage des Handels- und Touristikkonzerns.
Der Handelskonzern Metro hat in den Verhandlungen über eine mögliche Fusion der Warenhäuser von Kaufhof und Karstadt für Verwirrung gesorgt. Die Konzerne Arcandor und Metro wollten die Warenhausketten zusammenlegen, lautete eine erste Metro-Meldung, die der Konzern aber wenig später wieder zurückzog.
Um die Möglichkeiten eines Zusammenschlusses zu erörtern, hatten sich Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick und Metro-Chef Eckhard Cordes getroffen. Beteiligt waren auch Friedrich Carl Janssen vom Bankhaus Sal. Oppenheim und Alexander Dibelius von der Investmentbank Goldman Sachs. Wie Metro am Abend mitteilte, seien dabei "unterschiedliche Szenarien zur Rettung der Karstadt-Warenhäuser und einer möglichen Bildung einer Warenhaus AG" diskutiert worden. Alle Beteiligten hätten einen konstruktiven Beitrag zur Bildung einer Warenhaus AG zugesagt.
Die Gespräche sollten "kurzfristig fortgesetzt", hieß es in der Mitteilung. Zu Ort und Zeit der nächsten Gesprächsrunde wurde Stillschweigen vereinbart.
Meldung über Verhandlungsfahrplan zurückgezogen
In einer kurz zuvor verbreiteten Meldung des Metro-Konzerns hatte es geheißen, es sei Gemeinsamkeit darüber erzielt worden, in konkrete Gespräche über die Bildung einer Deutschen Warenhaus AG einzutreten. Metro hatte darin auch einen "gemeinsamen Verhandlungsfahrplan" angekündigt. Gründe dafür, warum das erste Statement des Metro-Konzerns zurückgezogen wurde, wurden nicht genannt.
Angesichts einer drohenden Insolvenz sucht die Karstadt-Mutter Arcandor nach Lösungen. Metro hatte sich im Vorfeld bereit erklärt, 60 von 90 Filialen der Karstadt-Kette zu übernehmen.
Karstadt und Kaufhof haben zusammen mehr als 50.000 Beschäftigte. Diese befürchten durch die Fusion zahlreiche Stellenstreichungen. An vielen Orten demonstrierten sie deshalb für einen Erhalt der Karstadt-Kaufhäuser.
Frist läuft am 12. Juni ab
Arcandor steht unter dramatischem Zeitdruck: Der Konzern hatte erklärt, man werde die Insolvenz einleiten, sollte der Bund am Montag keine staatlichen Hilfen für den angeschlagenen Konzern genehmigen. Neben einer geforderten Bürgschaft in Höhe von 650 Millionen Euro hatte Arcandor am Freitag bei der Bundesregierung eine Rettungsbeihilfe in Höhe von 437 Millionen Euro beantragt. Der Konzern rechnet bis Montag mit einer Entscheidung zu den beantragten Hilfen.
Arcandor hatte schon vor dem Spitzengespräch mit Metro mitgeteilt, auch im Falle einer Fusion auf Staatshilfe angewiesen zu sein. Diese seien trotzdem nötig, sagte Arcandor-Sprecher Gerd Koslowski der Nachrichtenagentur ddp. Am 12. Juni läuft ein 650-Millionen-Euro-Kredit an Arcandor aus. Spätestens bis dahin muss eine Lösung gefunden sein.