Reaktionen auf Arcandors Insolvenz "Neue Perspektiven" oder "schlechte Nachricht"?
Bundeskanzlerin Merkel sieht für den insolventen Handelskonzern Arcandor neue Perspektiven, Vize-Kanzler Steinmeier glaubt dagegen, dass die Pleite hätte verhindert werden können. Mit ihrem Nein zu staatlichen Hilfen hatte die Regierung die Insolvenz des Handelsunternehmens in Kauf genommen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht die Insolvenz als Chance für einen Neubeginn. "Wir haben immer wieder gesagt, dass ein Insolvenzantrag auch eine Möglichkeit sein kann, das Unternehmen auf neue Füße zu stellen und ihm neue Perspektiven zu eröffnen", sagte sie. Sie kündigte an, dass Bundeswirtschaftminister Karl-Theodor zu Guttenberg sehr schnell mit den Personalvertretungen von Arcandor sprechen werde. Zugleich verteidigte Merkel die Entscheidung ihrer Regierung, dem Unternehmen keine Staatsbürgschaften und keine Notkredite zu gewähren. "Uns waren aber die Zusagen der Eigentümer und der Gläubiger absolut nicht genug, sich für Arcandor zu engagieren. Wir haben auch auf die Steuergelder zu achten", sagte die CDU-Chefin.
"Risiken nicht den Steuerzahlern aufbürden"
Auch Bundeswirtschaftsminister Guttenberg hob die Möglichkeit für einen erfolgreichen Neuanfang hervor. Guttenberg kritisierte aber auch die unnachgiebige Haltung der Eigentümer und Banken. "Es ist bedrückend, wenn ein Unternehmen an den Rand der Zahlungsunfähigkeit gewirtschaftet wird", sagte Guttenberg. "Es waren allerdings weder die Eigentümer noch die Gläubiger bereit, Risiken zu übernehmen. Und diese Risiken können und dürfen dann auch nicht den Steuerzahler aufgebürdet werden."
"Schlechte Nachricht für die Beschäftigten"
Dagegen zeigte sich Bundesaußenminister und SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier enttäuscht über die Pleite. "Die Insolvenz von Arcandor ist eine schlechte Nachricht - vor allem für die Beschäftigten, die bis zuletzt für die Zukunft ihres Unternehmens gekämpft haben", erklärte der Vize-Kanzler. Sie hätten über viele Jahre erhebliche finanzielle Opfer gebracht, um Karstadt und Quelle wieder nach vorne zu bringen. Der Konzern sei nicht zuletzt durch Managementfehler in eine schwierige Lage gekommen, fügte Steinmeier hinzu. "Ich bin weiterhin der Überzeugung, die Insolvenz hätte verhindert werden können, wenn alle an einem Strang gezogen hätten."
"Vieles wird zu retten sein"
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück schätzt Arcandors Aussichten besser ein. Das Insolvenzverfahren biete auch Chancen. "Ich will nicht von einem Phönix aus der Asche sprechen", fügte Steinbrück hinzu, betonte aber: "Wir haben das ein oder andere Mal die Erfahrung gemacht, dass solche Insolvenzanträge auch dazu führen können, dass vieles zu retten ist."
"Populistische Wahlkampfforderungen"
Der stellvertretende FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle nannte es gut, dass die Hängepartie um Arcandor nun beendet sei. Den Koalitionspartnern Union und SPD warf er vor, mit "populistischen Wahlkampfforderungen" nach Staatshilfen bei den Mitarbeiten falsche Hoffnungen geweckt und Zeit verspielt zu haben.