Maßnahmen zur Stützung der US-Konjunktur Fed will mit aller Macht weitere Rezession verhindern
US-Notenbankchef Bernanke will dem mageren Konjunkturaufschwung in den USA mit aller Macht unter die Arme greifen. Die Federal Reserve sei im Bedarfsfall bereit, weitere Staatsanleihen und andere Wertpapiere anzukaufen, um die Wirtschaft zu stützen, kündigte Bernanke an.
Von Rüdiger Paulert, WDR-Hörfunkstudio Washington
Die amerikanische Notenbank wird über den Kauf weiterer Wertpapiere im großen Stile nachdenken, wenn die schwächelnde amerikanische Wirtschaft weiter abrutscht. Dies erklärte der Chef der amerikanischen Notenbank Ben Bernanke in einer mit Spannung erwarteten Rede vor seinen Amtskollegen aus anderen Staaten im amerikanischen Jackson Hole.
Nach seiner Einschätzung sind die wirtschaftlichen Aussichten der Vereinigten Staaten unsicher und die US- Wirtschaft bleibe verwundbar, sollten unerwartete Entwicklungen eintreten. Mit seiner Rede beendete Bernanke gleichzeitig eine interne Diskussion im Offenmarktausschuss der Fed, vergleichbar dem Zentralbankrat in Deutschland. Über die von dort in den letzten Wochen ausgesendeten Signale, sagte Dean Crozier, ein ehemaliger Mitarbeiter der Fed und heutiger Professor an der Universität Richmond: "Ich habe den Offenmarktausschuss selten so unterschiedlicher Meinung über die Richtung der Maßnahmen gesehen."
Markt noch einmal mit Geld überschwemmen
Doch damit ist es nun vorbei. Es gehe nicht darum, so Bernanke in Jackson Hole, ob man die richtigen Mittel habe, die Wirtschaft zu unterstützen, sondern darum, abzuwägen, ob der Einsatz dieser Maßnahmen zur Wachstumsförderung ihre Risiken überwiege. Deutlicher wurde Bernanke nicht. Aber im Grundsatz bedeutet seine Ankündigung, dass die amerikanische Notenbank zur Abwehr einer Folgerezession die Märkte noch einmal mit Geld überschwemmen und die damit verbundenen Inflationsrisiken in Kauf nehmen wird.
US-Wirtschaft wächst schwächer als erwartet
Wenige Stunden zuvor hatte das amerikanische Handelsministerium darüber informiert, dass die US- Wirtschaft im zweiten Quartal um nur 1,6 Prozent gewachsen ist, nach 3,7 Prozent im ersten Quartal. Auch die US-Immobilienverkäufe brachen in den letzten Monaten drastisch ein, ebenso die Ausgaben für langlebige Konsumgüter - klare Anzeichen für eine große wirtschaftliche Verunsicherung in den USA. Sean Stoveal von der Ratingagentur Standard and Poors: "Ich glaube, dass es nur wenige Möglichkeiten gibt und dass Leute nun fragen, was kann die Regierung tun und welche Instrumente hat die amerikanische Notenbank, um uns aus dieser Vertrauenskrise herauszubringen."
Denn 1,6 Prozent Wirtschaftswachstum bringt faktisch keine neuen Arbeitsplätze in den USA. Weitere Konjunkturimpulse wiederum durch ein Konjunkturpaket der Regierung sind politisch nicht durchsetzbar - auch weil die Republikaner mit großer Wahrscheinlichkeit von der schwachen Wirtschaftsentwicklung bei den Wahlen im November profitieren werden und in diesem wie im letzten Jahr ohnehin bereits gut 40 Prozent der Staatsausgaben auf Pump sind. Aber auch die amerikanische Notenbank hat ihr Pulver größtenteils verschossen. Doch durch die nun angekündigten Maßnahmen könnte sie im Notfall die Nachfrage nach Konsum und Investitionsgütern erhöhen, um das Wachstum anzustoßen, dass in den USA dringend nötig ist, um die Arbeitslosigkeit zu reduzieren.