Fragen und Antworten Blackberry in mehreren Ländern in der Kritik
In mehreren Staaten ist Kritik am Smartphone Blackberry laut geworden. Einige Länder drohen damit, wichtige internetbasierte Blackberry-Dienste wegen "Sicherheitsproblemen" zu verbieten. Worin besteht die Kritik an Blackberry? Wie wahrscheinlich ist ein Verbot von Blackberry-Diensten? tagesschau.de hat Fragen und Antworten zusammengestellt.
Welche Blackberry-Dienste sollen abgeschaltet werden?
Kritisiert werden alle Blackberry-Anwendungen, die Informationen direkt verschlüsseln und über das Internet an Blackberry-Datenzentren im Ausland weiterleiten. Das umfassendste Verbot ist in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) vorgesehen: Dort ist geplant, das Senden und Empfangen von E-Mails per Blackberry zu verbieten. Aber auch das Surfen im Internet und der Messenger-Dienst von Blackberry wären betroffen. Aus den Smartphones würden schließlich simple Handys.
In anderen Ländern sind teilweise weniger strenge Verbote vorgesehen. Betroffen wären aber in jedem Fall sowohl die Einwohner des jeweiligen Landes als auch Geschäftsreisende und Touristen.
Was sind die Kritikpunkte an Blackberry?
Die Vereinigten Arabischen Emirate befürchten, dass im Ausland Daten abgegriffen werden könnten, weil sie über zwei Zentren außerhalb der Landesgrenzen fließen. Dies stelle ein Sicherheitsrisiko für das Land dar. Ein Datenzentrum des Blackberry-Herstellers "Research in Motion" (RIM) steht in Großbritannien, das andere in Kanada. Vor einem Jahr hatte RIM zufolge die größte staatliche Telekommunikationsfirma der VAE, Etisalat, versucht, unter dem Vorwand eines Software-Updates ein Spionageprogramm auf den Geräten zu installieren.
Auch der Messenger-Dienst, bei dem Geräteinhaber direkt miteinander kommunizieren können, ist einigen Regierungen ein Dorn im Auge. In Saudi-Arabien ist er besonders bei Jugendlichen beliebt. In dem konservativen islamischen Land ist er für viele die einzige Möglichkeit, zu flirten und Kontakt zum anderen Geschlecht aufzunehmen.
Aber auch Terroristen könnten damit kommunizieren. Zum Beispiel vermutet die indische Regierung, dass der Anschlag in Mumbai, bei dem vor zwei Jahren 166 Menschen getötet wurden, über Blackberrys geplant wurde. Allerdings geben Experten zu bedenken, dass sich Terroristen auch verschlüsselt über das normale Internet verständigen könnten.
Welche weiteren Kritikgründe könnte es geben?
Die Journalisten-Organisation "Reporter ohne Grenzen" kritisierte, die VAE sähen die Blackberry-Dienste als Hindernis für "Zensur, Filterung und Überwachung". Wie auch Saudi-Arabien beschränkt das Land den Zugang zum Internet und sperrt den Zugang zu pornografischen und einigen politischen Webseiten.
Warum stehen die RIM-Datenzentren in Großbritannien und Kanada?
RIM Deutschland erklärt hierzu, die Zentren seien keine Server, auf denen Daten gespeichert würden, sondern Verteilerstationen. Hier würden die Datenpakete den Endgeräten zugeordnet.
Ein Datenzentrum in Kanada ist zuständig für Nord- und Südamerika. Ein zweites in Großbritannien steuert den Datenverkehr für Europa, den Mittleren Osten, Afrika, Asien und den Pazifikraum.
Sind die Daten der Blackberry-Dienste für Staaten wirklich nicht einsehbar?
Gerade in den USA ist die Kommunikationsüberwachung im Rahmen des sogenannten Patriot Acts vereinfacht worden. Mit einem entsprechenden Gerichtsbeschluss können US-Behörden auf E-Mails und Messenger-Daten von Blackberry-Nutzern zugreifen.
Wie wahrscheinlich ist ein Nachgeben von RIM?
Im Streit mit Saudi-Arabien hat der Blackberry-Hersteller Research In Motion offenbar nachgegeben: Saudischen Angaben zufolge stimmte er zu, in dem Land einen Server zu installieren. Über diesen hätten Behörden möglicherweise Zugriff auf die Daten. Eine andere Möglichkeit sei eine Software-Lösung. Ein besonderer "Patch" könnte dann den Sicherheitsbehörden des Landes Zugang zu Daten verschaffen, die die nationale Sicherheit Saudi-Arabiens betreffen. RIM Deutschland betont aber, es halte Datensicherheit für ein zentrales Verkaufsargument, eine Datenweitergabe sei geschäftsschädigend.
Eindeutig ist die Haltung in Bezug auf das Geschäftskundenmodell, bei dem Unternehmen ihre eigenen Server kaufen und verschlüsseln (Blackberry Enterprise Service, BES). Behauptungen, RIM werde Ausnahmen speziell für Regierungen einzelner Länder machen oder in Betracht ziehen, seien "gegenstandslos". Erst Anfang August hatte die indische Zeitung "Economic Times" aber gemeldet, indischen Sicherheitsbehörden solle erstmals Einsicht in den E-Mail-Verkehr privater Blackberry-Kunden gewährt werden. Die Vereinbarung sei auf 15 Tage beschränkt.
Ob die kanadische Zentrale von RIM dagegen über Neuerungen des Messenger-Dienstes verhandelt, wird von RIM Deutschland weder bestätigt noch verneint.
Gibt es auch in Deutschland Sicherheitsbedenken?
Einem Agenturbericht zufolge hat das Bundesinnenministerium 2009 anderen Ressorts empfohlen, aus Sicherheitsgründen auf die Nutzung von Blackberrys und iPhones zu verzichten. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erklärte dazu, es rate nicht vom Gebrauch des Blackberrys ab, vielmehr hätte dieses nicht die nötige Zulassung erhalten. Allein das Produkt "SiMKo2 von T-Systems" habe eine Einsatzempfehlung des BSI. Nur dieses darf laut eines Sprechers des Bundesinnenministeriums für den Geheimhaltungsgrad VS-NfD (Verschlusssache - Nur für den Dienstgebrauch) verwendet werden. Blackberry erfülle dagegen die deutschen IT-Sicherheitsanforderungen nicht.
RIM Deutschland erklärte hierzu, dass man sich im Kontakt mit dem BSI befinde und daran arbeite, in Zukunft die nötige Zulassung zu bekommen. In einigen Landesregierungen, z.B. in Nordrhein-Westfalen, sind Blackberry-Geräte im Einsatz.