Bruttoinlandsprodukt wächst um 6,1 Prozent Chinas Wachstum auf Rekordtief
Auch das wachstumsverwöhnte China kämpft mit der Krise: Die Wirtschaft wuchs im ersten Quartal zwar um 6,1 Prozent - doch das war so wenig wie seit Jahren nicht mehr. Die Folgen: Sinkende Gewinne und steigende Arbeitslosigkeit. Das Statistikamt ist dennoch vorsichtig optimistisch.
Chinas Wirtschaft ist im ersten Quartal so langsam gewachsen wie seit Jahren nicht mehr. Zwischen Januar und März stieg das Bruttoinlandsprodukt nur noch um 6,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das Nationale Statistikbüro mitteilte. Das ist nach Angaben der US-Bank Goldman Sachs das kleinste Plus seit Einführung der Statistik 1992. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua bezeichnete die Zahl als das "schlechteste Wachstum der vergangenen zehn Jahre". 2008 war die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt noch um neun Prozent gewachsen, 2007 sogar noch um 13 Prozent.
"Unsere Wirtschaft sieht sich einer Abkühlung ausgesetzt", sagte der Sprecher des Statistikamtes, Li Xiaocho. Gebremst wurde China vor allem von den Einbrüchen beim Export. Wegen der Rezession beim wichtigsten Handelspartner USA und in anderen Industriestaaten brachen die Ausfuhren allein im Februar um mehr als ein Viertel ein und damit so stark wie noch nie. Stark blieb dagegen der private Konsum: Der Einzelhandelsumsatz stieg in den ersten drei Monaten um rund 15 Prozent. Auch Investitionen trugen zum Wachstum bei. Sie legten sogar um 28,6 Prozent zu.
"Die Stabilisierung hat begonnen"
Trotz der Verlangsamung steht die Volksrepublik im internationalen Vergleich gut da. Von den fünf größten Wirtschaftsnationen ist sie die einzige, die noch wächst. China wird dagegen zugetraut, das selbst gesteckte Wachstumsziel von acht Prozent zu erreichen. "China hatte einen sehr schwachen Jahresauftakt, doch schon im März hat eine Stabilisierung begonnen - auch weil das Konjunkturprogramm zu wirken beginnt", sagte der Experte der Royal Bank of Canada in Hongkong, Brian Jackson, der Nachrichtenagentur Reuters. "In der zweiten Jahreshälfte dürfte es schrittweise nach oben gehen."
Auch Li zeigte sich vorsichtig optimistisch. Zwar sei die chinesische Volkswirtschaft mit einem Rückgang der Exporte und der Unternehmensgewinne sowie steigender Arbeitslosigkeit konfrontiert. Das erreichte Wachstum von 6,1 Prozent sei allerdings "besser als erwartet", sagte der Sprecher des Statistikamtes. Vor dem Hintergrund der schweren globalen Finanzkrise, die die Realwirtschaft härter als erwartet getroffen habe, sei das erreichte Wachstum "durchaus ein Erfolg".
Die Regierung hatte Konjunkturhilfen von rund 450 Milliarden Euro angekündigt. Vorgesehen sind unter anderem Investitionen in die Infrastruktur und Steuererleichterungen. Die stark gestiegenen Investitionen führen Experten auf das Regierungsprogramm zurück. Bereits am Jahresanfang hatten rund 20 Millionen Wanderarbeiter ihre Jobs verloren.