Piloten-Ausstand bei der Lufthansa Zahlreiche Flugausfälle, härtere Gangart
Bei der Lufthansa gehen die Pilotenstreiks weiter: Nachdem Hunderte Flüge auf der Kurz- und Mittelstrecke ausfielen, sollen morgen Langstreckenflüge bestreikt werden. Lufthansa strich bereits zahlreiche Flüge. Eine Annäherung im Tarifkonflikt ist nicht in Sicht - im Gegenteil.
Der Pilotenstreik bei der Lufthansa hat den Flugplan der größten deutschen Fluggesellschaft erheblich eingeschränkt: Nachdem 750 von insgesamt 1400 Verbindungen der Kurz- und Mittelstrecke ausgefallen sind, wollten die Piloten der Vereinigung Cockpit morgen ausschließlich Langstreckenflüge bestreiken.
43 von 85 Langstreckenflüge finden statt
Von den für morgen aus Deutschland geplanten 85 Langstreckenflügen sollen demnach 43 stattfinden. Von den Streichungen sind laut einem Lufthansa-Sprecher rund 8000 Passagiere betroffen. Bei der Lufthansa-Frachttochter Cargo sollen trotz des Pilotenstreiks voraussichtlich keine Flüge gestrichen werden. Der Kurz- und Mittelstreckenverkehr soll nach Einschätzung der Lufthansa am Donnerstag wieder weitgehend normal verlaufen. Für Langstreckenflüge gilt dies demnach ab Freitag.
Routinierter Streik-Umgang
Von den Flugausfällen am Mittwoch waren nach Unternehmensangaben rund 80.000 Passagiere betroffen. Der Flughafen Frankfurt als größtes Lufthansa-Drehkreuz mit 480 Flugabsagen war am stärksten von den Streiks betroffen. Der übrige Flugbetrieb verlaufe jedoch normal, sagte ein Sprecher des Betreibers Fraport. "Wir gehen routiniert damit um mittlerweile." Bislang seien keine überraschten Fluggäste der Lufthansa in Frankfurt aufgetaucht. Am Flughafen München wurden am Mittwoch 129 Starts und 143 Landungen der Fluggesellschaft abgesagt, wie der Airport mitteilte. Viele Reisende nähmen die Fahrt zum Flughafen gar nicht auf sich, da der Streik in den Medien ausreichend kommuniziert worden sei.
Lufthansa: Streiks "vollends unverständlich"
Die Lufthansa warf Cockpit derweil mangelnde Kompromissbereitschaft vor: "Anstatt an tragfähigen Lösungen zu arbeiten, fügt die VC nun weltweit unseren Kunden Schaden zu", sagte ein Sprecher der Fluglinie. Die Airline nannte die Ausweitung der Streiks "vollends unverständlich" und forderte die Gewerkschaft erneut auf, unverzüglich an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
VC hielt dagegen, Sinn und Zweck des Streiks sei, die Kompromissbereitschaft der Lufthansa zu erhöhen. Außer Pressemitteilungen und öffentlichkeitswirksamen offenen Briefen habe man von dem Unternehmen hierzu nichts gehört. "Lösungen findet man nur am Tariftisch", sagte ein VC-Sprecher. Bislang gebe es jedoch keinen neuen Gesprächstermin.
Cockpit: "Alles ist denkbar"
Die VC schloss zudem weitere Verschärfungen des Arbeitskampfes nicht aus. "Wir haben nicht das Gefühl, dass wir mit Samthandschuhen weiterkommen", sagte ein Sprecher. "Im Augenblick ist alles denkbar."
Streikanlass ist die umstrittene Übergangsversorgung der Piloten bis zur gesetzlichen Rente. Die Piloten-Gewerkschaft verlangt hauptsächlich, dass auch künftige Piloten in den Genuss von unternehmensfinanzierten Frührenten kommen sollen. Vergangene Woche waren Tarifgespräche gescheitert. Lufthansa hatte nach eigenen Angaben ein verbessertes Angebot zur Übergangsversorgung der rund 5400 nach dem Konzerntarifvertrag bezahlten Piloten vorgelegt.