Internet-Suchmaschinen Microsofts Kampfansage an Google
Im Wettstreit um die beste Internet-Suchmaschine der Zukunft greift Microsoft den Marktführer Google an. Der US-Softwarekonzern will eine noch leistungsfähigere Variante des Textroboters ChatGPT in seine Suchmaschine Bing einbauen.
Der US-Konzern Microsoft unternimmt einen neuen Versuch, den Suchmaschinen-Marktführer Google von seiner dominanten Position zu verdrängen. Die Internet-Suchmaschine Bing von Microsoft soll künftig mit einer besonders leistungsfähigen Variante des Textroboters ChatGPT ausgestattet sein. Dieser sogenannte Chatbot des Unternehmens OpenAI nutzt Künstliche Intelligenz.
Die Technologie werde helfen, Suchanfragen zu verfeinern, relevantere und aktuellere Ergebnisse zu liefern, teilte das Unternehmen gestern Abend mit. "Diese Technologie wird so ziemlich jede Softwarekategorie umgestalten", sagte Microsoft-Chef Satya Nadella in der Konzernzentrale in Redmond.
Nutzer sollen sich Bing unterhalten können
Internet-Nutzer sollen regelrechte Unterhaltungen mit Bing führen können. Geplant ist, dass sie bis zu 1000 Zeichen lange Anfragen in Textform eingeben und Antworten in ganzen Sätzen in einem Chat erhalten.
Das soll die Art der Internetsuche entscheidend ändern. Bei einer normalen Suche werden Ergebnisse als lange Liste mit Links angezeigt. Die neue Bing-Version bietet zusätzlich die Chatfunktion - bei der Nutzer zum Beispiel eingeben können:
Ich bin im Sommer fünf Tage auf Mallorca, welche Sehenswürdigkeiten muss ich mir anschauen?
Das Ergebnis ist ein Text mit detaillierten Angaben. Als Reaktion könnte man beispielsweise eintippen:
Ich brauche den Text aber in einer kürzeren Variante und auch einmal auf Spanisch für einen Freund.
Microsoft verspricht Antworten in rund 100 Sprachen. Bing soll eine Weiterentwicklung des öffentlich verfügbaren ChatGPT-Programms erhalten. Diese soll nicht mehr auf den Wissensstand bis 2021 begrenzt sein. Auch verspricht der Konzern, dass die Antworten Quellenangaben haben. Es soll also Verweise darauf geben, von welcher Seite die Informationen stammen.
Nicht alle Antworten stimmen
Was aber auch schon in ersten Versionen von ChatGPT ein Problem war: Nicht alle Angaben stimmen. Das zeigen erste Tests von Journalisten. Microsoft bestreitet das auch gar nicht - und spricht von "Halluzinationen". Manchmal würden Suchanfragen falsch interpretiert, heißt es von dem Konzern. Kritiker werfen der Technologie vor, der Verbreitung von Falschinformationen Vorschub zu leisten.
Die neue Version von Bing soll in den kommenden Wochen immer mehr Menschen zur Verfügung stehen. Microsoft spricht vollmundig vom "Beginn einer neuen Ära". Klar dürfte sein, dass die Weichen im Wettstreit der Tech-Riesen um die Dominanz im Geschäft mit Künstlicher Intelligenz (KI) derzeit neu gestellt werden.
Auch Google zieht mit Chatbot nach
Erst am Montag hatte Google einen eigenen Chatbot namens Bard angekündigt . Zudem soll die Suchmaschine des US-Unternehmens mit entsprechenden Funktionen ausgestattet werden. "Microsoft ist bestrebt, diese KI-Schlacht zu gewinnen", urteilt Daniel Ives, Analyst bei Wedbush Securities.
Bislang ist Bing beim Suchmaschinen-Marktanteil weit abgeschlagen hinter Google. Im weltweiten Desktop-Suchmaschinenmarkt erreichte Google im Januar einen Marktanteil von 84,7 Prozent. Bing lag mit lediglich 8,9 Prozent auf dem zweiten Platz.
Mit Informationen von Nils Dampz, ARD-Studio San Fransisco.