Neuer Standard ab 2030? Mobilfunkbranche denkt schon an 6G
Der Datentransfer über das Handy wird immer schneller. Noch ist das neue 5G-Netz gar nicht fertig aufgebaut, da entwickelt die Branche bereits den Nachfolger. Dabei sollen auch Satelliten eine Rolle spielen.
Der Ausbau des neuen 5G-Mobilfunknetzes schreitet mittlerweile voran. Je nachdem welchen Anbieter man fragt, werden 80, 90 oder knapp 100 Prozent Abdeckung versprochen. Allerdings ist damit die Bevölkerung gemeint, die erreicht wird. Würde man die Fläche betrachten, wären die Prozentzahlen sehr viel niedriger.
5G ist vor allem als Handy-Netz bekannt - also für hohe Geschwindigkeit und kürzere Reaktionszeiten, wenn man unterwegs ist. Allerdings kann 5G auch zu Hause helfen.
Wenn Mobilfunk mehr schafft als das Festnetz
"In manchen Gebieten wird die Mobilfunkgeschwindigkeit sogar besser sein, als das, was sie übers Festnetz bekommen, also über DSL oder über Kabel", sagt Sebastian Luther von der Firma AVM. Auf dem Mobile World Congress in Barcelona präsentiert der Hersteller ein Kästchen, das das schnelle Mobilfunknetz empfangen und in ein Internet-Signal für den PC oder den Fernseher zu Hause umwandeln soll. Das Versprechen: eine Internetgeschwindigkeit von 1,3 Gigabit.
Wobei die 1,3 Gigabit bisher noch kein Mobilfunknetzbetreiber wirklich liefern kann. Im besten Fall wird knapp die Hälfte davon erreicht, also rund 600 Megabit. Aber auch das wäre schon mehr, als die allermeisten Festnetzanschlüsse schaffen.
Noch hundertmal schneller
Dass 5G schnell voranschreitet, davon hat nicht nur die private Kundschaft etwas, sondern auch die Industrie. Die brauche nämlich einen zuverlässigen Datenstrom, wie Abdurazak Mudesir, Telekom-Geschäftsführer für Technik, anhand des Einsatzes von Robotern erklärt: "Was Sie nicht haben möchten: dass auf einmal der Roboter nicht funktioniert, weil zu viele Leute auf dem Netz surfen. Um das zu vermeiden, brauchen Sie ein dezidiertes Netz, und sowas kann man mit der sogenannten Slicing-Lösung anbieten."
"Slicing" - also Herausschneiden - meint, dass ein Teil des Mobilfunknetzes quasi abgetrennt und reserviert wird, damit etwa in der Firma nicht der Roboter ausfällt, wenn Mitarbeitende in ihrer Pause mit dem Handy Videos anschauen.
Um solche Probleme noch besser in den Griff zu bekommen, wird in der Telekom-Branche bereits über die nächste Netzgeneration nachgedacht: 6G soll noch einmal um den Faktor 100 schneller werden.
Künstliche Intelligenz im Netz
Thilo Heckmann, zuständig für neue Technologien bei Telefonica Deutschland, spricht von einem intelligenten Netz, das seine Kapazitäten selbst verwalten kann - was bei bisherigen Netzen noch nicht so richtig klappt. Wenn man etwa künftig eine Videokonferenz eröffnen wolle, werde beim 6G-Standard "die Anwendung mit dem Netz sprechen: Hast du die Ressourcen frei?" Wenn das der Fall sei, werde Netzkapazität reserviert. "Dazu ist erforderlich, dass Künstliche Intelligenz in die Netze eingebracht wird als Steuerungselement."
Außerdem braucht 6G - um die hohen Datengeschwindigkeiten zu erreichen - viel kleinere Funkzellen als die Vorgängernetze. Da man aber nicht alle zehn Meter einen Handymast aufstellen will, sollen die Signale häufig über Satelliten verschickt werden.
Noch ist 6G allerdings Zukunftsmusik. Losgehen soll es frühestens im Jahr 2030.