Modernisierung Wie das Mieten einer Heizung funktioniert
Angesichts des Modernisierungsbedarfs von Heizungen könnten Mietmodelle künftig für viele Eigentümer interessanter werden. Wie diese "Contracting"-Angebote funktionieren und für wen sie geeignet sind.
Viele Inhaber von Öl- oder Gasheizungen sind verunsichert über künftige Förderbedingungen und halten sich daher mit Investitionen in eine neue Anlage zurück. Über die Hälfte der Immobilienbesitzer schließt einer Umfrage zufolge eine energetische Sanierung in nächster Zeit aus. Dadurch rücken allerdings alternative Heizmodelle stärker in den Blick. So versprechen sich Anbieter von Mietheizungen und Energiedienstleistungen in den kommenden Jahren deutliche Zuwächse.
Zwar dürfte die Zahl der Verträge in diesem auch als "Contracting" bezeichneten Geschäft auch 2023 nur verhalten zulegen, doch müssten in den kommenden Jahren alleine rund 19,4 Millionen Wohngebäude umgerüstet werden, sagte Dave Welmert, Referent für Klima- und Energiepolitik des Branchenverbandes Vedec, der Nachrichtenagentur dpa. Auch weil die Anlagen zur Wärme- und Energieversorgung immer komplexer würden, dürften die Dienstleister hier zum Zuge kommen.
Monatliche Pauschale für Einbau, Wartung und Service
Im vergangenen Jahr war der Zuwachs im Contracting nach Angaben des Verbandes mit einem Plus von 5,5 Prozent auf 78.562 Verträge geringer ausgefallen als 2021 (plus 11,9 Prozent). Dies sei auch auf die Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) zurückzuführen. Für dieses Jahr erwarte man ein Vertragsplus in ähnlicher Höhe wie im vergangenen Jahr, sagte Welmert.
Das Modell funktioniert in der Regel so: Ein Dienstleister - in diesem Fall auch Contractor genannt - schließt einen Wärmeliefervertrag mit einem Immobilienbesitzer ab und bindet diesen über einen längeren Zeitraum fest an sich. Der Contractor ist für den Einbau der Heizungsanlage beim Kunden oder der Kundin zuständig, kümmert sich um Wartung und Reparaturen und übernimmt teils auch die Kosten für Schornsteinfeger und Versicherung.
Hinzu kommen 24-Stunden-Services für den Fall von Störungen. Die Kunden zahlen dafür eine monatliche Pauschale, die auch die Finanzierungskosten der Anlage umfasst, sowie die variablen Kosten für den Brennstoff der Heizungsanlage.
Verbraucherinnen und Verbraucher sollten genau hinschauen
Zu den Anbietern zählt beispielsweise der Darmstädter Energieversorger Entega. Derzeit hat das Unternehmen nach Angaben eines Sprechers im Geschäftsfeld gewerbliche Wärmelieferung rund 300 Verträge, die jährlichen Umsätze in diesem Bereich belaufen sich auf netto rund eine Million Euro. Zum Angebot gehöre der Einbau, die Wartung und Reparatur sowie der Betrieb von Heizungsanlagen mit einer Leistung von bis zu 50 Kilowatt inklusive der Wärmelieferung auf Basis von Erdgas.
Auch ein Mietprodukt mit Wärmepumpen habe das Unternehmen entwickelt - doch angesichts der Debatte und der nun im GEG getroffenen Regelungen bestehe danach momentan keine ausreichende Nachfrage, so der Sprecher. Stattdessen setzten die Kunden auf konventionelle und kostengünstigere Erdgas-Lösungen.
Bei allen Angeboten gelte es, ganz genau hinzuschauen, sagt Ramona Mittag von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Von den Anbietern forderte sie mehr Transparenz, "um deutlich zu machen, was bekomme ich, was zahle ich." Für eine neue Heizung entscheide man sich in der Regel für die kommenden 20 bis 30 Jahre - auf diese lange Laufzeit gerechnet kämen Immobilienbesitzer häufig günstiger weg, wenn sie ihre neue Heizung selbst modernisieren und dabei Fördermittel nutzen.
Mietangebote auch für Wärmepumpen
Angesichts relativ langer Vertragslaufzeiten sind Mietangebote der Verbraucherschützerin zufolge vor allem ungeeignet für Menschen, die häufiger ihren Wohnort wechseln. Interessanter könnten sie dagegen für ältere Personen mit wenig Eigenkapital sein, die schwieriger an Kredite für eine neue Heizung kämen - und für Menschen, die "Rundum-Sorglos-Pakete" für Wärme und Strom suchten und dafür unter dem Strich auch höhere Kosten in Kauf nehmen könnten, sagte Mittag.
Generell sollten sich Hausbesitzerinnen und -besitzer aber an der Frage orientieren, wie sie langfristig mit ihrem Gebäude "in Richtung Klimaneutralität gehen und wie sie investieren können, um ihre Heizung effizient und günstig betreiben zu können". Wenn künftig immer mehr Häuser über eigene Photovoltaik-Anlagen, Stromspeicher, Wärmepumpen und Wallboxes für Elektrofahrzeuge verfügen, dürften Contracting-Modelle an Bedeutung gewinnen, erwartet die Expertin.
Solche Lösungen hat beispielsweise der Versorger EWE mit Kunden in Norddeutschland zwischen Ems, Weser und Elbe sowie in Teilen Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns als einen Schwerpunkt im Blick. Das Geschäft mit Erdgas-Mietheizungen für Privatkunden hingegen sei seit dem 1. Juli eingestellt, es würden in dem Bereich nur noch Wärmepumpen angeboten, teilt eine Sprecherin mit. Die bestehenden rund 25.000 Verträge seien von der Entscheidung nicht betroffen, sie würden "selbstverständlich bis zum Vertragsende erfüllt".