Energiekonzern trennt sich vom Stromnetz Kanzlerin-Schelte für E.ON
Kanzlerin Merkel hat den Plan von E.ON, sein Stromnetz zu verkaufen, kritisiert. Zugleich betonte sie, die Regierung werde weiter gegen die Entflechtungspläne der EU-Kommission vorgehen. Diese fordert von den Entsorgern eine Trennung von den Netzen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Strategiewechsel des Energiekonzerns E.ON kritisiert. Man respektiere die unternehmerische Position von E.ON. Die Regierung vertrete aber eine dezidiert andere politische Haltung und werde auch weiterhin gegen die Entflechtungspläne der EU-Kommission vorgehen, sagte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg. Es sei stets von großem Vorteil gewesen, wenn Deutschland oder bestimmte Branchen bei europäischen Fragen in Brüssel geschlossen aufgetreten seien. "Überstürzte Verkäufe" lösten berechtigte Zweifel aus, ob die notwendigen Netzinvestitionen getätigt würden, sagte Steg.
Seit Monaten kämpft die Bundesregierung in der EU gegen eine Zerschlagung der großen Versorger. Gestern hatte E.ON überraschend angekündigt, seine Stromnetze verkaufen zu wollen und damit die Regierung im Regen stehen lassen.
Verbraucherschützer für Verstaatlichung der Stromnetze
Merkel betonte zugleich, sie plane keine Verstaatlichung des Hochspannungsnetzes. Genau dies hatten Verbraucherschützer angesichts der Verkaufspläne von E.ON gefordert. So sagte der Energieexperte des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Holger Krawinkel, die öffentliche Hand könne am besten Versorgungssicherheit und einen angemessenen Ausbau der Netze garantieren. "Wenn Finanzminister Steinbrück eine oder zwei Milliarden Euro locker machen kann, um eine Bank zu retten, die ihr Geld in den USA verzockt hat, müsste das auch für die Versorgungssicherheit in Deutschland ausgebbar seien", meinte der Experte. Wenn dagegen das deutsche Stromnetz privaten Investoren überlassen werden solle, müsse die Regulierungsbehörde auf jeden Fall mit den Kompetenzen ausgestattet werden, den Netzausbau zu kontrollieren.
Hoffnung auf sinkende Strompreise
Der Stromexperte zeigte sich überzeugt, dass auch die anderen großen deutschen Energieversorger - RWE, EnBW und Vattenfall - über kurz oder lang dem Beispiel von E.ON folgen werden.
Für die Verbraucher sieht Krawinkel die jüngsten Entwicklungen als positives Signal. Zwar sei der Anteil des Hochspannungsnetzes am Strompreis nicht sehr hoch. Doch entscheide sich hier, ob ein einheitlicher europäischer Binnenmarkt für Strom entstehen könne. "Gibt es einen europäischen Binnenmarkt, erhöht sich auch der Wettbewerb", meinte der Experte. Denn im europäischen Konzert wirkten die deutschen Stromriesen plötzlich gar nicht mehr so groß. Dann könne auch nicht mehr von einer marktbeherrschenden Stellung gesprochen werden.
Auf sicheren und zukunftsgerichteten Netzausbau achten
Auch der Vorsitzende des Bundes der Energieverbraucher, Aribert Peters, forderte eine Verstaatlichung der Stromnetze. Er sagte im Bayerischen Rundfunk, private Eigentümer könnten nicht garantieren, das das Netz sicherer und zukunftsgerichtet ausgebaut werde. Das zeigten die bisherigen Erfahrungen. Außerdem werde auch ein neuer privater Netzbetreiber kein Interesse an niedrigen Durchleitungsgebühren haben.