EU weist IWF-Kritik zurück Misstöne in der Griechenland-Troika
Der IWF gibt sich bei der Griechenland-Rettung selbstkritisch und spricht von "bedeutenden Misserfolgen" - etwa bei der Frage, wann die Wirtschaft des Landes auf die Beine kommt. Die EU reagiert verärgert und weist die IWF-Kritik als "falsch und unbegründet" zurück.
Die EU-Kommission hat ihren Umgang mit der griechischen Schuldenkrise gegen Kritik des Internationalen Währungsfonds (IWF) verteidigt.
Sprecher Simon O'Connor sagte, ein frühzeitiger Schuldenschnitt für Griechenland - wie jetzt vom IWF rückblickend empfohlen - hätte womöglich "verheerende Folgen" gehabt. Im Frühjahr 2012 hatten Privatgläubiger auf rund 107 Milliarden Euro ihrer Forderungen verzichtet. 2010 sei dies noch nicht möglich gewesen. Seinen Worten zufolge gab es ein systemisches Ansteckungsrisiko für andere Staaten in der Währungsgemeinschaft.
Risiken erheblich unterschätzt
Die Äußerung der EU-Kommission bezieht sich auf einen Bericht des IWF, der beim ersten Hilfspaket für Griechenland Fehler eingeräumt hatte. Darin heißt es, der Fonds habe zusammen mit seinen Troika-Partnern von EU-Kommission und Europäischer Zentralbank (EZB) erheblich unterschätzt, wie Sparmaßnahmen, Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen die Rezession verstärken.
Das Hilfsprogramm für Griechenland habe "bedeutende Misserfolge" verzeichnet, urteilte der IWF. So sei das Vertrauen der Märkte in Griechenland nicht zurückgekehrt und aus dem Bankensystem seien 30 Prozent der Spareinlagen abgezogen worden. Die Wirtschaft schließlich habe eine viel tiefere Rezession als erwartet erlebt mit "außergewöhnlich hoher Arbeitslosigkeit". Wegen der erheblichen Ansteckungsgefahren, die von der Griechenlandkrise auf andere Euroländer ausgegangen seien, sei die Unterstützung Griechenland aber letztlich erforderlich gewesen, urteilt der IWF.
Das erste Hilfsprogramm für Griechenland hatte Notkredite in Höhe von 110 Milliarden Euro enthalten. Diese reichten jedoch angesichts der desolaten Lage des Landes nicht aus, im November 2012 wurde ein zweites Hilfspaket geschnürt. Weitere Kredite von 165 Milliarden Euro wurden zugesagt. Für beide Hilfsprogramme sagte Athen Reformen und Kürzungen bei den Staatsaugaben zu.
Kritisiert wurde in dem IWF-Bericht auch die Zusammenarbeit in der Troika. Es habe Probleme bei der Koordination und unterschiedliche Ziele gegeben.
IWF-Kritik "schlichtweg falsch und unbegründet"
Die EU-Kommission wies außerdem die Ansicht des IWF zurück, für wachstumsfördernde Reformen sei nicht genug getan worden. Dies sei "schlichtweg falsch und unbegründet", sagte Sprecher O'Connor. Die Regierung in Athen hingegen begrüßte das Eingeständnis des IWF. "Der Bericht ist objektiv und uns willkommen", sagte Finanzminister Ioannis Stournaras der Athener Zeitung "Kathimerini". Der Bericht gebe "allen die Chance, ihre Fehler zu erkennen, damit sie nicht wiederholt werden".
Unterdessen wurde bekannt, dass die Arbeitslosenquote in Griechenland im März auf einen neuen Rekordwert stieg. Sie kletterte im Vergleich zum Februar um 0,1 Punkte auf 26,8 Prozent.