Schätzung der EZB Kerninflation hat wohl Höhepunkt überschritten
Die Kerninflation im Euroraum könnte nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank sinken. Als wichtiger Indikator ist die Kerninflation relevant für zukünftige Zinsentscheidungen der Notenbank.
Die Europäische Zentralbank hat neue Daten zur Kerninflation in der Eurozone vorgelegt. Demnach ist es wahrscheinlich, dass diese ihren Höchststand hinter sich hat. Der Höhepunkt sei in der ersten Jahreshälfte erreicht worden. so die EZB-Experten.
"Die Schätzungen für die bereinigten Indikatoren, die im Juni zwischen 2,5 Prozent und 5,0 Prozent lagen, zeigen auch einige Anzeichen für eine Abschwächung an", schrieben die Experten. Die größere Bandbreite der Inflationsmessungen als vor dem Jahr 2022 deute auf ein hohes Maß an Unsicherheit hinsichtlich ihrer Höhe hin.
Messgrößen der Kerninflation
Im Juni hatte die Gesamtinflation im Euroraum 5,5 Prozent betragen, im Juli sank sie auf 5,3 Prozent. Die Kerninflationsrate, in der Energie und unverarbeitete Lebensmittel unberücksichtigt bleiben, ging von 6,8 Prozent auf 6,6 Prozent zurück.
Das Maß für die Kernrate, das neben Energie und Lebensmittel zusätzlich die Preise für Alkohol und Tabak ausklammert, blieb hingegen im Juli auf dem Juni-Wert von 5,5 Prozent.
Einfluss der Kerninflation auf Zinsentscheidung
Die Entwicklung der Kerninflation ist ein wichtiger Faktor für die Zinsentscheidungen der EZB. Seit dem Sommer 2022 hat die EZB den Leitzins mehrfach angehoben, um der hohen Inflation entgegenzuwirken - zuletzt vergangene Woche zum neunten Mal, und zwar um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent.
Der sogenannte Einlagensatz, den Banken für das "Parken" von Geldern bei der EZB erhalten, stieg von 3,50 auf 3,75 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit 23 Jahren.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte mit Blick auf künftige Zinsentscheidungen, sowohl Zinserhöhungen als auch eine Zinspause seien möglich. Die nächste EZB-Zinssitzung steht am 14. September in Frankfurt an.