Wirtschaftsaussichten für Eurozone Der Aufschwung kommt später
Die Eurozone quält sich länger durch die schwere Wirtschaftskrise als erwartet. Die EU-Kommission hat daher den Ausblick für das Wirtschaftswachstum gesenkt. Die Unterschiede zwischen den Ländern sind aber groß. Mehr Zeit zum Sparen gibt's für Frankreich.
Die Eurozone kommt wirtschaftlich nicht auf die Beine. Daher hat die EU-Kommission ihre Wachstumsaussichten gesenkt: In diesem Jahr erwartet die Kommission ein Schrumpfen der Wirtschaftskraft im Euroraum um 0,4 Prozent, bevor es 2014 wieder ein Wachstum von 1,2 Prozent geben soll. Im Februar hatte sie für dieses Jahr ein Minus von 0,3 Prozent erwartet und war dann von einem Wachstum von 1,4 Prozent im kommenden Jahr ausgegangen.
Wörtlich heißt es: "Nach der Rezession, die das Jahr 2012 geprägt hat, wird eine Stabilisierung der Wirtschaft in der EU in der ersten Hälfte 2013 erwartet. Das Wirtschaftswachstum wird erwartungsgemäß schrittweise positiv in der zweiten Jahreshälfte, bevor es 2014 etwas an Zugkraft gewinnt."
Die Entwicklungen in den einzelnen Euro-Ländern sind jedoch sehr unterschiedlich (siehe Tabelle).
Land | Prognose für 2013 | Prognose für 2014 |
---|---|---|
Deutschland | + 0,4 % | + 1,8 % |
Frankreich | - 0,1 % | + 1,1 % |
Italien | - 1,3 % | + 0,7 % |
Spanien | - 1,5 % | + 0,9 % |
Griechenland | - 4,2 % | + 0,6 % |
Irland | + 1,1 % | + 2,2 % |
Portugal | - 2,3 % | + 0,6 % |
Zypern | - 8,7 % | - 3,9 % |
EU-Währungskommissar Olli Rehn machte auf die sozialen Folgen der Krise aufmerksam: "Angesichts der sich hinziehenden Rezession müssen wir alles Mögliche tun, um die Krise der Arbeitslosigkeit in Europa zu überwinden." Die Arbeitslosenquote verharrt im laufenden und kommenden Jahr in der Eurozone bei jeweils gut zwölf Prozent, wie der Frühjahrs-Konjunkturprognose zu entnehmen ist. Im Mittelpunkt stehen laut Rehn deshalb Wachstum und neue Jobs.
Die Rekordarbeitslosigkeit in Europa, besonders unter jungen Menschen, gehört derzeit zu den größten Sorgen der EU. Angesichts der anhaltend schlechten Lage ist besonders im Süden Europas der Ruf nach einer Abkehr von der strengen EU-Sparpolitik zuletzt immer lauter geworden.
Mehr Zeit für Frankreich und Spanien
Wegen der unerwartet schwachen Konjunktur sollen Spanien und Frankreich mehr Zeit zum Abbau der hohen Neuverschuldung erhalten. Gegen die EU-Defizitvorgabe von drei Prozent des Wirtschaftswachstums verstößt Frankreich in diesem und im kommenden Jahr mit Defiziten von 3,9 und 4,2 Prozent den Erwartungen aus Brüssel zufolge deutlich. Im Fall von Spanien liegen die Wert sogar bei 6,5 und 7,0 Prozent.
Es sei vernünftig, "den Termin um zwei Jahre zu verschieben und das übermäßige Defizit bis 2015 zu korrigieren", sagte Währungskommissar Rehn mit Blick auf Frankreich. Im Gegenzug seien aber Reformen nötig, wie beispielsweise auf dem Arbeitsmarkt und beim Rentensystem. Rehn bezeichnete die Pläne der französischen Regierung als "viel zu optimistisch". Um unter die drei Prozent zu kommen, wären viel bedeutendere Anstrengungen notwendig.
Bereits Ende März hatte das von hoher Arbeitslosigkeit gebeutelte Spanien grünes Licht für zwei Extra-Jahre erhalten. Die Drei-Prozent-Marke muss nun erst 2016 unterschritten werden und nicht 2014, wie bislang beabsichtigt worden war.